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Einführung

Published onMar 09, 2021
Einführung

Die dreiteilige Workshop-Reihe „Digital-parochial-global?!“ geht dem Kirchenverständnis in einer zunehmend von Digitalität geprägten Kultur nach. Leib Christi, Institution, Unternehmen, Verein, Netzwerk, Gemeinschaft der Heiligen – die Vorstellungen davon, was Kirche ist und was sie sein könnte, waren schon immer vielfältig, widersprüchlich und strittig, heißt es in der Einleitung zu dieser gemeinsamen Workshop-Reihe der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, der Evangelischen Akademie der Pfalz und der Evangelischen Akademie im Rheinland.

In der evangelischen Tradition, und hier setzt diese Workshopreihe an, ist Kirche dort, wo „das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden“ (CA VII), doch das geschieht nicht losgelöst von Zeit und Raum. Erzählte Rede, Schrift, Buchdruck und jetzt die Digitalisierung – die Theologie, die Rede von Gott, und kirchliche Praxis werden immer wieder durch neue Medien vermittelt. Wie lässt sich christliche Praxis heute im digitalen Raum gestalten?

Seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert entwickelten sich nach und nach digitale Formen kirchlicher Praxis, vor allem in den Feldern Verkündigung und Seelsorge. Doch manches blieb strittig, besonders im Blick auf das Abendmahl. Abendmahl ist Sakrament, besteht aus Wort und Element (Wein und Brot). Ist von daher ein digital vermitteltes Abendmahl praktisch möglich und theologisch zu begründen?

Im Frühjahr 2020 hat sich dazu nochmals eine heftige theologische Debatte entzündet. Die Frage, ob ein Abendmahl auch im Digitalen gefeiert werden dürfe, wurde bereits vor fast fünfzehn Jahren erstmals gestellt. Sie war aber auch im Frühjahr 2020 noch offen1, obwohl das erste digitale Abendmahl in landeskirchlichem Kontext bereits 2012 in Eppertshausen im Odenwald, im Gebiet der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau gefeiert, gefeiert wurde.2 Das Osterfest und vor allem der Gründonnerstag im Lockdown stellten die Frage, was möglich und theologisch begründbar ist, neu und aufgrund der Situation, dass die Gemeinden vor Ort nicht feiern konnten, sehr konkret und dringlich: Agapemahl, Hausabendmahl oder eine über den Bildschirm vermittelte Abendmahlfeier – was ist theologisch tolerabel? Die Meinungen dazu gingen im evangelischen Spektrum auseinander.3 Landeskirchen stellten unterschiedliche Handreichungen zur Verfügung4, letztlich veröffentlichte die EKD eine Handlungsempfehlung für die Praxis, ohne darin jedoch eine theologische Festlegung zu treffen. Die Begründung lautete:

„Die grundsätzlichen theologischen Fragen brauchen unseres Erachtens Zeit, um gemeinsam bedacht und entschieden zu werden – trotz der anstehenden Feiertage. Insofern wird hier eine gewisse Zurückhaltung gegenüber schnellen Lösungen empfohlen. Wo angesichts der geistlichen Not, sich nach dem Abendmahl zu sehnen und es doch in der gewohnten Form in unseren Kirchen nicht feiern zu können, neue Wege versucht werden, sollte dies sehr sorgfältig und unter Wahrung unserer Traditionen sowie in guter ökumenischer Verbundenheit getan werden.“5

In der Osterzeit hat dann die Praxis zum Teil die theologischen Debatten überholt, eine Reihe von praktischen Abendmahlsformen wurden erprobt, auch das Online-Abendmahl wurde in manchen Kirchengemeinden gefeiert. Bei dem hier dokumentierten Workshop vermittelten kurze Videosequenzen, zusammengestellt von Selina Fucker, einen Eindruck davon. „Die deutsche theologische Debatte war dann sowohl von einer gewissen Sprachlosigkeit als auch von nahezu reflexhaften Verweisen auf den Bekenntnisstand und den Rekurs auf traditionelle Frage- und Deutungsmuster geprägt“, zieht Dr. Frederike van Oorschot im Mai 2020 ein Zwischenresümée und weiter: „Hier zeigt sich deutlich die unterschiedliche Herangehensweise an neue, digitale Formen kirchlicher Praxis gegenüber den USA: Der Fokus in der v.a. US-Amerikanischen Forschung liegt auf sich verändernden Lebenswelten, wobei die transdisziplinäre Forschung oft von empirischen Zugängen ausgehend auf die theologische Reflexion von „lived religion“ abzielt. Die beginnenden Debatten in Deutschland werden überwiegend von den dogmatischen Loci her geführt und weniger von erlebten religiösen Formen.“6

Der Workshop am 29. Januar 2021 lud dazu ein, beides zur Sprache und in den Dialog bringen, sowohl kirchenhistorische, systematische-theologische und kirchenleitende Überlegungen als auch Perspektiven aus der Praxis, der „lived religion“, um sich dem weiter anzunähern, was für das Abendmahlverständnis im Zeitalter der Digitalität grundlegend und wichtig sein sollte.

Zur Vorbereitung des Workshops haben die Einladenden, Selina Fucker, Dr. Frederike van Oorschot und Hella Blum, Thesen formuliert, die als Denkanstöße für die Debatte dienen sollten. Vorbereitend wurden diese Thesen schon auf der Online-Zeitschrift CURSOR_ ebenso wie auf Twitter, meist unter den Hashtags #digitalesAbendmahl, #digitaleKirche und #digitaleEkklesiologie, zur Diskussion gestellt. Dort hat dann die Diskussion bereits vor dem Workshop online begonnen, Impulse daraus wurden mit in den Workshops genommen und auch im Folgenden wird an einigen Stellen auf diese Diskussion hingewiesen.

Für die Thesen wurde die seit 1973 geltende Leuenberger Konkordie als Ausgangspunkt genommen, weil sie theologische Grundlage für das heute im evangelischen Raum geltende Verständnis des Abendmahls ist und zudem den Raum auch für die Ökumene öffnet. Die Verfasserinnen der Thesen waren sich bewusst, dass auch andere Ansatzpunkte, wie auch bei der Diskussion im Vorfeld der Tagung auf CURSOR_ und auf Twitter angemerkt wurde, möglich wären, halten die Leuenberger Konkordie aber für den geeigneten Grundlagentext, weil er die Spannweite theologisch-evangelischer Positionen umfängt und zudem Aussagen der Bekenntnisschriften und der Bibel in sich trägt. „Das evangelische Verständnis des Abendmahls, wie es in der Leuenberger Konkordie gemeinsam festgestellt wurde, bietet einen Rahmen, der flexibel genug ist, um auf neue Herausforderungen reagieren zu können, und zugleich klar genug, auf dieser Grundlage beieinander zu bleiben.“7

In der Leuenberger Konkordie heißt es: „Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene Jesus Christus in seinem für alle dahingegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein. Er gewährt uns dadurch Vergebung der Sünden und befreit uns zu einem neuen Leben aus Glauben. Er lässt uns neu erfahren, dass wir Glieder an seinem Leibe sind. Er stärkt uns zum Dienst an den Menschen.“ (Leuenberger Konkordie, II.2b)

Darauf gründet These 1 zum Workshop, aus der die weiteren der insgesamt sieben Thesen dann in Ableitung folgen:
Abendmahl ist also nicht menschliches Handeln, sondern Feiern mit dem Herrn und Zeugnis für sein Handeln.

Daraus ergibt sich unmittelbar These 2:
Das Geschehen im Abendmahl bleibt von dieser Grundaussage her außerhalb des von Menschen Bestimmbaren.
Davon ausgehend, schließen sich in der weiteren Diskussion zu bedenkende Punkte an: Wenn das Abendmahlsgeschehen letztlich nicht von uns „gemacht“ werden kann, sondern empfangen wird, inwieweit sind dann bestimmte liturgische Formen bindend? Wie viel Gestaltungsraum bleibt?

Die Feier des Abendmahls ist weiter geprägt von der neutestamentlichen Hoffnung, dass das Reich Gottes herannaht. Die Feier weist hin auf das Kommen Christi und damit verbundene Verheißung einer neuen Gemeinschaft und eines neuen Himmels und einer neuen Erde: „Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt (1. Korinther, 11, 26). Wir feiern Abendmahl im Hier und Jetzt, damit im Unvollkommenen. Damit wohnt jeder Abendmahlsfeier das Defizitäre schon als konstituierendes Moment inne. Darüber hinaus ist auch beim Gottesdienst vor Ort jede leibliche Gemeinschaft unterschiedlich ausgeprägt, kurzum: „das Abendmahl in physischer Gemeinschaft [bleibt] immer auch hinter der eschatologisch verheißenen leiblichen Gemeinschaft mit dem Einladenden zurück.8

Von dort ausgehend ist zu fragen: Kann dann dieses defizitäre Moment nicht auch für das digitale Abendmahl akzeptiert werden, im Blick auf Leiblichkeit, Mahlgemeinschaft oder Gabecharakter? Das bringt These 3 zum Ausdruck:
Jede Abendmahlsfeier, sowohl die analoge als auch die digitale Ausgestaltung, ist defizitär, kann aber als Teil der Verheißung ergriffen und begriffen werden. (Christian Grethlein).9

Dennoch wird die Feier des Abendmahls damit nicht beliebig. Das macht These 4 deutlich:
Bei allen Abendmahlskonkretionen in Form oder Gestaltung muss der Bezug zu der theologischen, unter 1 genannten Grundaussage hergestellt werden.
Abendmahlskonkretionen müssen gestern, heute und zukünftig daraufhin befragt werden, ob sie ein angemessenes Zeugnis des Heilshandelns geben. Die Tatsache, dass sich der Herr gibt, ist Prüfstein für alle menschlichen, zeitgebundenen Handlungsformen in der Ausgestaltung der liturgischen Formen und ihrer Deutungen.

Unter dieser These können nicht nur liturgische Fragen diskutiert werden, sondern z.B. auch anthropologische Fragen der Gotteserfahrung oder Fragen im Blick auf Beauftragung und Ordination, die im Regelfall EKD-weit Grundlage für die Befähigung zum Reichen der Sakramente, also zur Leitung der Abendmahlsfeier, sind. Ausgenommen davon sind Notsituationen. Das digitale Abendmahl im Lockdown kann als eine solche Notsituation begriffen werden10, das digitale Abendmahl im Allgemeinen wohl nicht.11

Mit der Bedingung, dass alle Abendmahlskonkretionen ein angemessenes Zeugnis des Heilshandelns Gottes geben müssen, ist ein fester Rahmen gegeben, innerhalb dessen sind aber unterschiedliche Ausgestaltungen der Abendmahlsfeier möglich. Das macht These 6 deutlich:

Alle Abendmahlskonkretionen müssen und dürfen als vorläufig, befragbar und kritisierbar angesehen werden. Aus der unter 1 benannten theologischen Grundaussage folgt keine letztgültige Norm in der Ausgestaltung des Abendmahls.

Demnach sind alle Konkretionen des Abendmahls Formen, die durch theologische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen mitgestaltet werden, unter denen sie erstmals gefeiert werden. Sie antworten damit jeweils damit auf gesellschaftliche und kirchliche Entwicklungen: Als Beispiele können z.B. die Diskussionen um das Kinderabendmahl, aber auch die Feier des Abendmahls mit Wein und Traubensaft, die Frage des Einzelkelches oder die Frage nach der Beauftragung, d.h. inwieweit Laien das Abendmahl reichen können, gelten. In der aktuellen Diskussion stellt z.B. die Liturgiewissenschaftlerin Teresa Berger diesen Wechselbezugs in den Vordergrund.12

In der folgenden, 6. These wird daran anknüpfend behandelt, welche Formen aktuell unter dem Begriff des digitalen Abendmahls gefasst werden:

Im Blick auf die Diskussion des digitalen Abendmahls sind unterschiedliche Konkretionen in den Blick zu nehmen: Unterschieden werden kann zwischen einem angeleiteten Hausabendmahl, einem Agapemahl und einer digital vermittelten Abendmahlsgemeinschaft. Alle Formen werden entweder zeitlich simultan (durch einen Livestream) oder aufgezeichnet und damit asynchron gefeiert. Differenzen gibt es in der Frage, welche Formen alleine vor dem Bildschirm mitgefeiert werden können.

In dieser Aufzählung wird deutlich, dass die benannten Konkretionen eines digitalen Abendmahls in unterschiedlicher Stärke dem Digitalen Raum geben. Während beim digital angeleiteten Hausabendmahl, aber auch beim digitalen vermittelten Agapemahl, das auf die Einsetzungsworte verzichtet, dem Digitalen vor allem das Moment der Vermittlung, Begleitung oder auch der Vernetzung von kleineren Abendmahlsgemeinschaften vor Ort zukommt, erhält es bei der digital, d.h. über das Internet und den Bildschirm vermittelten, Abendmahlgemeinschaft weitaus mehr Zentralität und führt zu der Frage:

Kann Abendmahlsgemeinschaft also allein über ein digitales Medium, über den Bildschirm, gestiftet werden? These 7 legt diese Frage zugrunde und geht ihr im Weiteren anhand der durch die Dogmatik benannten Prüfsteine nach:

Wesentlich in der Konkretion des Abendmahls sind Gemeinschaft, Gabecharakter, Körperlichkeit/Leiblichkeit, Stärkung und Anteil an der Verheißung. Dies gilt für das Abendmahl im Analogen wie im Digitalen. Inwieweit kann das Abendmahl im digitalen Raum diese Konkretionen einlösen?

Prüfstein 1 ist also die Frage, wie weit Gemeinschaft im digitalen Raum möglich ist. Dabei kann bejahend zu einem auf die pneumatische Dimension von Gottesdienstgemeinschaft hingewiesen. werden 13, mit der Einschränkung, dass diese Geist-Gemeinschaft nicht zu schnell mit den alltäglichen, gemeinschaftsstiftenden Kriterien verwechselt oder vermischt werden darf.14 Zum anderen löst das Virtuelle auch diese direkten, sichtbaren Momente von Gemeinschaft ein und schafft so neue virtuelle Gemeinschaft, wie es der schottische Pfarrer Albert Bogle im Blick auf die Zeit des Lockdown im Frühjahr 2020 beschreibt: „In unserer Isolation reichen wir uns digital die Hände und lassen den Heiligen Geist wirken.“ 15.
Deshalb fasst These 7.1 wie folgt zusammen:

7.1. Gemeinschaft:
Gemeinschaft ist in wichtigen Dimensionen auch im virtuellen Raum zu vermitteln (Sichtbarkeit der Feiernden, virtuellen Gemeinde, Gleichzeitigkeit/Simultaneität, Partizipation). Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die Dimensionen der Gemeinschaft einem zeitlichen Wandel unterliegen. Im Zeitalter der Digitalität ist Kirche aufgefordert zu prüfen, ob nicht das Digitale als neue Dimension von Gemeinschaft mitzudenken ist (Teresa Berger).

In der Diskussion auf CURSOR wurden bereits weiterführende Fragen dazu benannt, die mitbedacht werden müssen: Welche Qualität hat diese Gemeinschaft im virtuellen Raum? Wie verändern sich Kriterien für Inklusion und Exklusion?

Zweiter Prüfstein ist der Gabecharakter. Wie kann der Gabecharakter des Abendmahls im Digitalen sichtbar werden? Wort und Element gehören zum Sakrament des Abendmahls. Das Element empfange ich, es wird mir gegeben. Wenn der Gabecharakter auch bei digital vermittelten Abendmahlsformen unverzichtbar dazu gehört, so kann er noch bei dem in Gemeinschaft gefeierten Hausabendmahl durch das Teilen des Brotes vollzogen werden. Wie verhält es sich aber, wenn Menschen allein, nur durch den Bildschirm und Liturgie mit anderen verbunden, Abendmahl feiern?

In der Thesendiskussion auf Twitter gab es dazu bereits Impulse: Kann der Gabecharakter möglicherweise in solchen Situationen anders liturgisch zum Ausdruck gebracht werden? Vielleicht, indem mir das Brot vorab geschenkt wird, indem ich es z.B. in der Kirche vor Ort abhole? Weitergehender noch die dort geäußerte Überlegung: „Ist denn schon ausgemacht, dass man sich digital nichts weitergeben kann?“ Doch das sind bereits weiterführende Überlegungen im Blick auf neue liturgische Formen, die auch im Workshop aufgegriffen wurden. Im Blick auf die mehrheitlich derzeit praktizierte Form hält These 7.2 fest:

7.2. Gabecharakter: Sakrament ist Wort und Element. Das Wort wird zugesprochen, das Element empfangen. Dieser Gabecharakter kann im virtuellen Raum nicht in vollem Umfang eingelöst werden. Das Wort kann zugesprochen, das Element jedoch im virtuellen Raum nicht empfangen werden. Dazu bedarf es einer zumindest hybriden Form des Abendmahls.

Die Körperlichkeit ist ein weiterer wesentlicher Prüfstein, der in These 7.3 aufgenommen wird:

These 7.3. Körperlichkeit: Das Abendmahl im Digitalen kann diese Konkretion nicht einlösen. Im Blick auf die Betonung von Inkarnation und Leiblichkeit in der Theologie einerseits, auf die Grundaussage in 1 andererseits, muss geprüft werden, wie zwingend diese Konkretion ist. Hier bleiben letzte Fragen.

Möglicherweise kann hier an These 3 angeknüpft werden, d.h. dass jede Abendmahlsfeier defizitär ist und bei der virtuellen Abendmahlsfeier das Defizitäre (auch) bei der fehlenden Körperlichkeit spürbar wird. Neben dem Gabecharakter beim digitalen Abendmahl wurde auch dieser Aspekt im Workshop ausführlich diskutiert.

Weniger strittig ist ein weiterer Prüfstein, die Stärkung durch das Abendmahl, auf den These 7.4 eingeht, die dabei für den einen oder die anderen im Blick auf das Verhältnis von Dogmatik und Seelsorge provokant formuliert:

7.4. Stärkung: Das Abendmahl wird geschenkt und im Glauben angenommen. Auch im Virtuellen kann das Abendmahl als Geschehen, Stärkung und Aufbau erlebt werden. Deshalb kann es in der seelsorgerlichen Praxis auch dann digital gefeiert werden, wenn dogmatische Zweifel an der Sakramentsverwaltung bleiben.
Doch erfahren Abendmahlsfeiernde, sei es digital oder analog, in jedem Fall diese Stärkung? Oder bleibt in einer lieblos gestalteten Abendmahlsfeier, analog oder digital, der Wunsch danach unerfüllt? Auch diese Frage wurde in die Vorab-Diskussion auf CURSOR eingebracht. Deshalb sollte, so eine Forderung in dieser Diskussion, in jedem Falle über das 'wie’ geredet werden - über die rituelle Praxis, liturgische Gestaltung, gute und schlechte Symbolisierungen.

Auch das Spannungsfeld Dogmatik versus Seelsorge wurde auf CURSOR angesprochen: Es wurde darauf hingewiesen; dass in der evangelischen Tradition die ordnungsgemäße Verwaltung der Sakramente ein sehr hohes Gut sei, im Augsburgischen Bekenntnis sogar Kriterium für die Kirche. Deshalb sei zu fragen, ob digitale Kirche und digitales Abendmahl nicht auch eine theologisch verantwortete Form von Regulierung benötigen oder ob davon abgesehen werden könne.

Der letzte Prüfstein gilt der Verheißung und dieser Prüfstein knüpft noch einmal an These 1 an:

7.5. Verheißung: Wie unter 1 und 2 dargelegt, bleibt das Abendmahlsgeschehen außerhalb des Bestimmbaren. Das Wirken des Heiligen Geistes, der Anteil an der Verheißung sind damit nicht raum- und ortsgebunden. Auch das Abendmahl im Digitalen steht daher unter dieser Verheißung.

Hier schloss die Thesenreihe und öffnete sich zu den Diskussionen dieses Tages, die in den im Folgenden zusammengestellten Debattenbeiträgen und dem Tagungsbericht dokumentiert sind. Das Abendmahl im Digitalen ist eine der zentralen Fragen der digitalen Ekklesiologie. Der hier dokumentierte Workshop wollte einen Beitrag leisten, den Blick für den Kern des Abendmahls, sei es im Digitalen oder im Gottesdienst vor Ort, noch einmal zu schärfen. Es zeigte sich, dass die digitale Form neu dazu herausfordert, die Bedeutung des Abendmahls präziser und deutlicher herauszuarbeiten. Vielleicht können so neue Schätze gehoben werden, um dem Abendmahl - digital wie analog - wieder mehr Strahlkraft für die gemeinsame christliche Praxis zu geben. Die Veranstalter:innen würden sich freuen, mit dem hier dokumentierten Workshop einen Beitrag dazu geleistet zu haben. Wenn Sie sich an der Diskussion selbst beteiligen wollen, so ist dies unter https://cursor.pubpub.org/digital-parochial-global jederzeit möglich. Dort stehen alle Texte zur Kommentierung bereit und die Vorträge sind als Video verfügbar. Wir laden Sie herzlich dazu ein und freuen uns auf den Austausch!

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