Cursor ist ein Experiment. Wir sind eine theologische Open-Access Zeitschrift, die es sich zur Aufgabe macht, fachwissenschaftliche Diskussionen, partizipative Textformate und verschiedene digitale Öffentlichkeiten zusammenbringen.
Als Theologen fiel uns auf, dass mit den nicht mehr ganz so “neuen Medien” auch neue Formen des Gesprächs und der Diskussion über theologische Inhalte entstehen: twitternde Pfarrer_innen und Religionslehrer, neue Gesprächsforen über die Zukunft von Theologie und Kirche, sowie theologische Podcasts, Blogs und Facebookgruppen. Dies zeigt, dass die sozialen Medien auch ein Ort des theologischen Austausches sind. Bis dahin, dass ganz neue Formen von Öffentlichkeit entstehen und dass sich so manche Landkarten der christlichen Welt dadurch zu verschieben beginnen.
Dies passierte teilweise unbemerkt von akademischer Theologie. Es kann einem leicht so vorkommen, dass der akademische Diskurs in vielerlei Hinsicht geschlossen funktioniert. Zum einen kann der Diskurs immer spezialisierter werden und den Blick für die Lebenswelt verlieren. Außerdem besteht eine Gefahr darin, dass man in verschiedene “theologische Camps” abdriftet, die einander kaum noch wahrnehmen. Zuletzt fehlten uns Orte für das “Experimentelle”, die theologische “Werkstatt”. Denn wo nur noch gut augearbeitete Argumente vorgetragen werden und wo man den Eindruck vermeiden will, Fragen aufzuwerfen, auf die man selbst keine Antwort hat, verliert die Theologie die Fähigkeit, neue Wege zu beschreiten oder fast Vergessenes neu zu erkunden.
Cursor soll ein Ort für eine solche “explorative Theologie” sein: eine Suchbewegung, um im Gespräch mit den zahlreichen Praxisfeldern neue Möglichkeiten kirchlichen Handelns und theologischer Reflexion in der Gegenwart zu erkunden. Doch dabei geht es nicht schlicht darum, “das Rad neu zu erfinden”: die guten Anstöße aus zahlreichen theologischen Debatten verdienen es, breiter Gehör zu finden. Vielleicht ist dabei die ein oder andere “Übersetzungstätigkeit” nötig, wie wir sie mit Textformaten wie “Theologie in einfacher Sprache anvisieren”.
Dennoch versuchen wir uns an dem Spagat: neben Kurzformaten mit eher essayistischen Gepräge soll es auch klassische wissenschaftliche Artikel geben, die den gängigen Standards (Peer Review) entsprechen. Außerdem arbeiten wir an neuen Textformaten, die die Möglichkeiten der sozialen Medien ausnutzen wollen.
Ein Cursor markiert durch sein Blinken deutlich, wo (auf dem Bildschirm, im Text, auf der Karte) wir uns gerade befinden. Er will eine Positionsanzeige sein: hier befinden wir uns. Wir möchten eine Zeitschrift sein, in der das Wagnis einer klaren Positionierung gefördert wird. Gleichzeitig möchten wir beständig an der Frage arbeiten: in welcher Welt leben wir? Wo befindet sich Theologie und Kirche gerade? Was haben wir heute zu sagen?
Ein Cursor ist eine Aufforderung zum (Mit-)Schreiben, zum Mitdenken und Mitreden. Wir suchen die - oft riskante - Interaktion mit verschiedenen Gesprächspartnern. Zwischen Menschen aus verschiedenen Praxisfeldern, interessierten Laien und akademischen Theologen.
Ein Cursor gibt aber auch die Möglichkeit im Text “zurückzugehen”, Geschriebenes zu überarbeiten, umzudenken und neu anzufangen. Wie wenig doch in Akademie und Gesellschaft die Tugend des Umdenkens kultiviert wird. Wir glauben, dass sich im Gespräch mit anderen aber auch durch neue Erkenntnisse Positionen ändern können - und das dies ein Qualitätsmerkmal guter Wissenschaft ist.
Wir veröffentlichen deshalb unsere Texte auf der Plattform “PubPub”, die im MIT für “Open Science” Projekte entwickelt worden ist. In einem Zeitraum von mehreren Monaten werden zu einem Überthema verschiedene Artikel veröffentlicht. Diese werden in Englischer aber vor allem in Deutscher Sprache veröffentlicht werden. Auf der PubPub Plattform können sich User anmelden und an der Diskussion teilhaben. Die so entstanden Diskussionsstränge sind wissenschaftliche zitierfähig. Wir bitten unsere Autoren auf die Diskussionen einzugehen und gegebenenfalls eine überarbeitete Version des Artikels hochzuladen. Zuletzt wird die Ausgabe gesetzt und als .pdf bzw. print-on-demand über die Universitätsbibliothek Heidelberg veröffentlicht werden.