Ein ökumenisches Projekt von zwei Teams aus Berlin und Zürich
Brot&Liebe
Brot&Liebe ist Gottesdienst im digitalen Raum -
evangelisch und katholisch.
Zwei Länder, zwei Kirchen, ein Projekt.
Zürich und Berlin.
Wir treffen uns bei Zoom.
Teilen Brot, Liebe und Geschichten.
Sonntagabend, zwei Mal im Monat.
Echt, persönlich und nah.
Wir teilen Glauben, Gebet und was uns bewegt.
Echte Geschichten, mitten aus dem Leben.
Weil dieses Leben schön ist – nicht perfekt.
Weil es manchmal auch völlig aus den Fugen gerät.
Wir glauben:
Jede Geschichte ist einzigartig, wertvoll.
Und gleichzeitig Teil des großen Ganzen.
Teil der Geschichte Gottes.
Teilst du deine Geschichte mit uns?
Wir finden Gott
und Gott findet uns.
Auch in ganz unterschiedlicher Musik.
Musik verwebt sich mit unseren Geschichten und Gebeten,
trägt durch den Zoom-Gottesdienst
schafft Atmosphäre:
Spielerisch, traurig, ausgelassen.
Das ganze Leben eben.
Brot und Wein.
Abendmahl im digitalen Raum?
Funktioniert das?
Na klar.
Wir machen’s.
Hamburg, Angermünde, Leipzig, Frankfurt am Main.
Egal!
Wir sind verbunden – in Gott.
Digital und ganz nah - das geht.
Ein Team, neun Leute.
Bisher 80 Geschichten.
mehr als 2000 Gebete im Chat.
Über 1700 Gottesdienstbesuchende.
Sie sagen: Es ist bewegend, berührend oder gut zum Runterkommen.
Sie sind glücklich über die gemeinsame Zeit und den direkten Kontakt.
Sie fühlen sich verbunden und haben Raum für eigene Gedanken.
Ob Du am Küchentisch sitzt,
auf dem Sofa liegst.
Du kannst dabei sein, zuhören und mitfeiern.
So wie Du gerade da bist, bist Du richtig.
Ich bin dabei, weil Brot&Liebe Kirche ist, wie ich sie träume.
Meine Gemeinde.
Ein guter Ort, zum Kraft Tanken und bei Gott sein.
Wir unterstützen uns gegenseitig.
Hier ist Platz für mich.
Und für Dich.
Zoom-Gemeinschaft.
Brot&Liebe[1]
Mit diesem Text lenken die beiden Teams von Brot&Liebe in einem neuen Video den Blick auf wesentliche Punkte ihres ökumenischen, deutsch-schweizerischen Projekts: Theresa Brückner, Pfarrerin für Kirche im digitalen Raum im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg, Alexander Höner, Pfarrer und Projektleiter „Theologie der Stadt“ an der Evangelischen Akademie zu Berlin, Andrea Kuhla, Pfarrerin im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg und Kirchenmusiker Rob Bauer gehören zum evangelischen Berliner Team des Projekts. Das katholische Team, der katholische Theologe Meinrad Furrer und der Sozialarbeiter Simon Brechbühler, leben in Zürich. Meinrad Furrer ist dort Beauftragter für Spiritualität der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Simon Brechbühler ist Leiter von „Kirche Urban“, einem innovativen Erprobungsraum für digitale und hybride Kirchenformen.
Auf der hier dokumentierten Tagung „Digital-parochial-global?! - Digitales Abendmahl im liturgischen Vollzug“ haben Andrea Kuhla und Meinrad Furrer einen detaillierten Einblick in das Projekt gegeben, als ein Beispiel für digitale Abendmahlspraxis.
Im 14tägigen Wechsel laden die beiden Teams am Sonntagabend um 20 Uhr zu einem Gottesdienst auf der Videokonferenz-Plattform Zoom ein, das Züricher Team jeweils in der Mitte des Monats, das Berliner Team am Ende jeden Monats. Verbunden über die Bildschirme treffen sie sich mit allen Mitfeiernden zum Geschichtenerzählen und Brotbrechen. Die Geschichten und das Brotbrechen sind eng miteinander verwoben. Die über das Netz verbundene feiernde Gemeinde teilt Geschichten und teilt Brot miteinander. Beides verstehen die Teams als Wegzehrung: als das, was stärkt, als Proviant für unterwegs. Der Bildschirm ist dabei keine Barriere, sondern Medium, um sich zu verbinden.
Und das gelingt: In den Gottesdiensten sei eine starke Verbundenheit spürbar, inzwischen werden immer mehr Mitfeiernde zu einer digitalen (Kern-)gemeinde, berichtete Meinrad Furrer. Dabei stärken einfache Formen die Partizipation der Gottesdienstbesucher:innen, die so (nur) im Digitalen möglich sind: Kerze und Segensschnur bringt Jede und Jeder mit zum Gottesdienst, die Kerzen werden entzündet, die Schnur wird vor der Kamera der Kachel aufgespannt und visualisiert so Verbindung untereinander[2]. Eine Wortwolke und der Chat in Zoom bieten Möglichkeiten, den eigenen Gedanken Ausdruck zu geben. Zum Fürbittengebet (Popcorngebet) können im Chat Bitten eingebracht werden. Doch niemand muss aktiv werden: Den Mitfeiernden bleibt es überlassen, wie sie mitfeiern: sichtbar in der Kamera oder still im Netz.
Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es das Projekt, gestartet in Berlin, im Corona-Lockdown; im Dezember 2020 desselben Jahres ist das Züricher Team dazugekommen. Inhaltlich vorbereitet werden die Zoomgottesdienste von einem neunköpfigen Team, zu denen sowohl diejenigen gehören, die die Gottesdienste halten, als auch diejenigen, die sie technisch umsetzen. Für alle, die daran mitwirken, ist das (Er-)leben im Digitalen ein Teil ihres Alltags und ihrer Wirklichkeit. Aus diesem hybriden Alltagserleben heraus ist auch „Brot&Liebe“ entwickelt worden.
Das „Brot&Liebe“ Team hat den Gottesdiensten eine selbst gestaltete, feste Liturgieform gegeben: Die Geschichten, das Storytelling, ist eines von zwei zentralen Elementen. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass wir Alle Teil einer größeren Geschichte sind - einer Geschichte, die weit vor unserer Zeit begann und weit nach uns einmal ein gutes Ende nehmen wird. Und dass Gott – wer oder was auch immer das für den Einzelnen sein mag – die Lebensgeschichten, die großen und die kleinen, die leichten und die schweren kennt. Das Team von „Brot&Liebe“ ist davon überzeugt, dass das Teilen dieser Geschichten heilt und verbindet – die Menschen untereinander und die Menschen mit Gott.[3] In jeder Andacht werden vom Team drei persönliche Geschichten erzählt und eine biblische Geschichte schließt diesen Teil ab.
Um auch anderen Lust aufs Geschichtenerzählen im Zoom zu machen veranstaltete das Team bereits eine Schreibwerkstatt, weitere sind geplant. Inspiriert vom nordirischen Storytelling-Format www.tenx9.com gibt es für die Geschichten drei feste Regeln: Sie sollen echt, selbst erlebt und höchstens 5 Minuten lang sein. Auch die Community und Besucher:innen sind eingeladen, ihre Geschichten zu teilen. Hilfestellung gibt es bei Bedarf durch Storytelling-Tipps, die das Team von tenX9 übernommen und ins Deutsche übertragen hat.
Bei den Gottesdiensten ist zu spüren, wie diese Geschichten die Mitfeiernden bewegen: Schmerz, Trauer, Freude – alles das kommt zutage und wird wieder aufgefangen durch das andere zentrale Moment, das gemeinsame Mahl. Vermittelt über den Bildschirm, nachdem sich die Teilnehmer:innen die Elemente – Brot, Wein, Saft – zum Gottesdienstbeginn bereits bereit gestellt haben.
So viel dem evangelischen und katholischen Team gemeinsam ist, hier gibt es einen Unterschied: Das evangelische Team feiert das Sakrament des Abendmahls, nutzt die liturgischen Einsetzungsworte. Das katholische Team verzichtet bewusst auf die Einsetzungsworte und knüpft stattdessen an die Mahlpraxis Jesu an, nimmt eine der Mahlgeschichten des Neuen Testamentes, z.B. die Emmausgeschichte, auf und führt von dort zum Mahl hin. Im Empfinden sei dabei kaum ein unterschied spürbar, hat Meinrad Furrer erfahren: „Es schafft diese Nähe, es schafft diese Teilhabe, es schafft dieses Teilen.“
Begleitet werden die Gottesdienste mit einer Website, einem Instagram-Account und einer Podcast-Reihe, in der eine Auswahl der Geschichten aus den Gottesdiensten nachzuhören ist.
Auf der Tagung haben Andrea Kuhla und Meinrad Furrer die Abendmahsliturgie vorgestellt. Dieser Text beschließt jetzt den Einblick in das Projekt[4]:
Abendmahl bei Brot&Liebe
Es ist Sonntagabend, 19:00 Uhr-
Unser Team hat grade den Call für die letzten Absprachen beendet.
Ich gehe aus meinem Zimmer in unsere Wohnküche und treffe noch einmal meine Familie
Mein Mann beseitigt den Abwasch und unsere beiden Jungs drehen nochmal so richtig auf –
Springen auf dem Sofa und toben durch die Wohnung.
Ich gebe allen einen Kuss und trete an die Küchenzeile.
Öffne die Schränke.
Suche meinen schönsten Teller aus. Den mit Goldrand und der kleinen Macke außen am Rand. Frage mich, welche Tasse mit welchem Motiv heute wohl gut passt.
Suche mit einen Kanten Brot. Toast Knäcke Sauerteig – was noch übrig ist am Sonntagabend.
Und schenke mir einen Schluck ein.
Wein. Saft. Oder Tee.
Und genau das ist mein Allerheiligstes am Abend.
Mein Schönstes an unserem gemeinsamen Abendmahl.
Denn ich weiß, dass jetzt mit mir gemeinsam
In allen Ecken Deutschlands und der Welt
90 andere Menschen
In ihren Wohnungen und Häusern
Mitten im Alltag
Wie auch immer der aussehen mag
Mit wem und ohne wen auch immer
Dasselbe tun:
Sich einschenken.
Und auftun.
Ihren Platz finden.
Und alles bereitstellen.
Das ist mein
Heilig heilig heilig,
Dieses Internet macht uns alle gleich:
Hier ist nicht Protestantin noch Katholik,
Nicht Christ noch Atheistin
Hier ist nicht Erinnerung noch Vergegenwärtigung noch Verwandlung.
Nicht: ich trau mich nicht
und nicht: ohne geht es nicht.
Hier ist keins von dem,
und doch alles davon.
Und es ist ok.
Hier ist Kirche.
Hier ist Gemeinde.
Ganz echt.
Dieser Zoomraum macht uns alle gleich
In unseren jeweils ganz unterschiedlichen und individuellen Zusammenhängen.
Nicht versteckt in einer Kachel,
sondern ganz real da:
Auf meiner Couch
In meiner Küche
Beim Kinder ins Bett bringen
In der Badewanne
Denn Gott macht uns alle gleich
Gleich geliebt
Gleich gesehen
Gleich bedacht
Und so machen wir das einfach.
Ohne viele Worte.
Weil wir selbst es lieben:
Fangen einfach an:
Wir beten im Chat –
miteinander, füreinander –
Alle Bitten poppen gleichzeitig auf
Wir sprechen das Vater Unser
Dann führt eine laut im Gebet zum Abendmahl hin.
Immer anders. Immer zum Thema. Meistens kurz.
Wir hören in den Einsetzungsworten, was Jesus tat
Und dann lassen wir uns einladen.
Kommen nicht, weil wir schon alles wüssten und verstünden
Von diesem Jesus, diesem Brot und diesem Wein
Sondern weil wir hungrig sind
Durstig
Neugierig
Appetit haben
Und Sehnsucht.
Und sprechen uns einander zu:
Wie wir hier sind
Sind wir richtig
Sind wir gut.
Wer schmecken will schmeckt
Wer nicht lehnt sich zurück
Und schaut
Träumt
Hört
Ist einfach da
Wir essen, trinken, schlucken, schauen still:
Ein Krumen Brot
Ein Rest aus der Weihnachtskeksdose
Und manchmal ist grad noch eine Tüte Katjes im Schrank –
Was daraus alles werden kann:
G*tt in meinem Herzen
Segen für den nächsten Schritt
Proviant für unterwegs.
Irgendwann
Langsam und leise
Beginnt die Musik zu spielen beginnt.
Irgendwie ist Abendmahl dann für jeden was Eigenes
Die Kacheln sind schwarz oder nicht,
aber immer sind sie mit Menschen gefüllt
die zu G*tt gehören und zueinander.
Und so ist es doch für alle gleich.
Na und wie macht ihrs denn jetzt?
Also gut, sag ich,
ein Beispiel, hier:
eben haben wir Geschichten vom Weglassen gehört.
Und zwischendrin Songs von den Fanta 4 – sie ist weg
Und von der Münchner Freiheit – ohne ich schlaf ich heut Nacht nicht ein.
Und so teilen wir jetzt Brot und Wein:
Das, was will, bist du Gott:
Dein Immerda
Deine große Liebe
Ohne Grund
Ohne Ende.
Dass sie auch für mich reicht
Ist was ich will, Gott.
Für mich mit meinen Brüchen und Kanten.
Mit meiner verrutschten Krone und
Meinem Zuviel und meinem Zuwenig.
Was ich will bist du, Gott
Und nein
Ohne dich schlaf ich euch heut Nacht nicht ein
Und keine Nacht, die da noch über mich kommt
Durchwache ich ohne dich.
Denn du bist mit mir
An den Klippen und Kanten meines Lebens
Denn wenn auch Berge weichen und Hügel hinfallen
Wenn der Boden wegbricht
Unter meinen Füßen
Oder ein Teil meines Herzens
Bleibst du da, Gott
Und ich bin niemals
Allein, allein
Denn du bist ja da, da
In all den Geschichten dieser Welt
Und auch in meiner.
Bist im Krumen und im Brot,
im Saft und im Wein.
Amen
Einsetzung
Einladung
Sei willkommen an Gottes Tisch.
Mit deiner Neugierde und deiner Sehnsucht.
Mit deinem Hunger nach Liebe
und deinem Durst nach Gerechtigkeit.
Komm,
hier ist Platz für dich.
Iss und trink –
Jetzt.
[1] Text: Alexander Höner, Theresa Brückner und Andrea Kuhla für das Brot&Liebe-Team
[2] Eine Idee von Pfarrerin Ruth Nakatenus aus Pforzheim
[3] Zitat angelehnt an eine Passage der Website von „Brot&Liebe“. Aktuell wegen eines technischen Updates nicht erreichbar.
[4] Die Videodokumentation des Vortrags mit weiteren Details ist auf dem Youtube der Evangelischen Akademie im Rheinland abzurufen (https://youtu.be/FWCFTrT14Z0)