Zu These 6. Wir haben eben in der Abschlussrunde die Frage nach dem Priestertum aller Gläubigen und der Ordination gestellt. Das wäre sicherlich auch etwas für den 3.Workshop. Ordination als Abschluss der Ausbildung ist, finde ich verbunden nicht nur mit der Bereitschaft sondern auch der Verpflichtung zur Fortbildung während seines Berufslebens. Die Ausbildund der Pfarrer:innen ist ein QUalitätsmerkmal von Landeskirchen. Dadurch unterscheiden wir uns - hoffentlich - wenigstens inhaltich von anderern “freien” Beiträgen, die oftmals aber technisch-medial sehr viel besser gemacht sind.
Man muss genau hinschauen, um die produktive Sprengkraft der Thesen zu erkennen:
These 2: Der Wechsel der Form prägt den Inhalt. D.h. die Theologie wird sich verändern durch Partizipation.
These 4: Die einfache Entgegensetzung von digital und analog als körperlich und nicht körperlich funktioniert nicht. Alle liturgischen Handlungen sind medial vermittelt und die Gemeinschaft der Heiligen schließt schon immer Teilnehmende ein, die nicht körperlich anwesend sind.
These 5: Digitale Kirche ist Kirche des Heiligen Geistes. D.h. dass CA V weitergedacht werden muss: Die Bindung des Heiligen Geistes an Wort und Sakrament im bisherigen Sinne reicht dann nicht mehr aus.
These 6: Kirchenleitung wird die Theologie nur noch in einem begrenzten organisationalen Bereich (z.B. ordinierte Pfarrerinnen Pfarrer) lenken können.
These 7: Hier stellt sich eine entscheidende Aufgabe: Wie ist das Verhältnis von Ordinierten und zur Verkündigung Beauftragten zu freier Verkündigung zu beschreiben? Ganz neu ist diese Fragestellung nicht: Als im Pietismus Hauskreise entstanden, standen die verfassten Kirchen vor einer vergleichbaren Frage. Nun sind Antworten für die Zeit einer digitalen Kirche zu formulieren.
These 9: Das finde ich spannend: Funktioniert die scheinbar so freie und fluide Netzwerkkirche nur deshalb und nur solange so gut, weil und solange es die analoge Kirche gibt? Welche Bindungen vermag digitale Kirche zu schaffen, welche Finanzierungen kann sie leisten? Oder lebt sie “am Tropf” der kirchensteuerfinanzierten analogen Kirche?
Vielen Dank für diese Thesenreihe! Sie hebt sich wohltuend von den 11 EKD Thesen ab, weil sie deutlich werden lässt, wie viel Neues da auf die Kirche zukommt. Die 11 Thesen sind die Fortschreibung des status quo unter etwas veränderten gesellschaftlichen Bedingungen. Diese Thesenreihe zeigt, dass durch die Kommunikation in den digitalen Medien auch die Theologie in ihrem Selbstverständnis herausgefordert ist. Ein entscheidender Satz steht etwas abseits: “Dieser Wechsel (scil. zu neuen medialen Formen) formt und prägt zugleich den Inhalt.” Was ist genau eine christliche Gemeinschaft? Wie wirkt der Geist in den digitalen Medien? (aber auch: Was steht seinem Wirken entgegen?)
Eine kritische Anmerkung: Die Aussage “Digitale Praktiken sind nicht unkörperlich, sondern auf eine andere Art körperlich….” erscheint mir eher diffus inklusiv. ich würde immer dafür plädieren, die Grenzen der digitalen Medien auch genau zu benennen. Das schmälert ja nicht den Impact der Medien, sondern hilft, ihn deutlicher zu bezeichnen!