M.E. spiegelt das Netz in ganz weiten Teilen insgesamt Wandel und Bandbreite von sozialen Gemeinschaftsformen wieder. Die Folgefrage wäre vielleicht, was als sine qua non für die Emergenz einer Gemeinschaft gilt (mein take: die Gemeinschaftserfahrung der Beteiligten).
Ich habe auch andere Erfahrungen gemacht: Je nach digitalem Ort treffen sich gerade Menschen zu Austausch, die sich als heterogener wahrnehmen als in der Ortsgemeinde (bei der sie den Eindruck haben, dass es qua definitionem eine religiöse Grundhomogenität gibt), und sie schätzen diesen “Blick über den Tellerrand" sehr, gerade in der rückbezüglichen Identitätsarbeit.
Unbeschadet meiner Kommentare stimme ich der Grundintention der Thesen voll zu: Digitale Gemeinschaft/Gemeinde ist möglich und als vollwertige Erscheinungsform von Kirche zu würdigen!
Stimmt - aber nicht nur im digitalen Raum! Auch analog bilden sich Gemeinden längst und künftig umso mehr quer zu parochialen Strukturen.
“Priestertum aller Gläubigen” (PdG) ist - auch wenn es im Evangelischen ständig so verwendet wird - KEIN “Pfarrertum aller Gläubigen”. Das PdG ist für Luther eine rein soteriologische Kategorie: Wir alle stehen als Priester:innen in unmittelbarer Nähe zu Gott und bedürfen keiner priesterlichen Gnadenvermittlung.
“kohlenstofflich” scheint synonym zu “analog” gebraucht zu werden. Ein eindeutiger Gebrauch wäre hilfreich.
… leibliche Gemeinschaft aber ist im Digitalen nicht möglich?! NB: “leiblich” ist weder mit “analog”/”kohlenstofflich” noch mit “körperlich” (These 7) gleichzusetzen!
Hier und im Folgenden sollten die Begriffe geklärt und stringent gebraucht werden.
“digital” und “geistlich” sind zwei grundlegend andere Kategorien!
Diese Unterscheidung erschließt sich mir nicht. Geht es um die traditionelle Unterscheidung von ecclesia visibilis et invisibilis?
Die Rede von “Gemeinde vor Ort” ruft jedenfalls das Bild einer “analog” versammelten Gemeinde auf (da digitale Gemeinde ja nicht immer an einem (analogen) Ort versammelt sind.
Hier ist ein “kann” zuviel. Und: Soll es nicht “producer” heißen?
Ich denke, gemeint ist gerade die Mischung aus ““producer” und “user” (der Begriff wird zumindest hier in da in der Literatur zu digitalen/sozialen Medien so verwendet).
Wäre das, so meine Frage, nicht schon kritisch zu begleiten, vielleicht gerade vom Ideal der Ortsgemeinde her, die doch gerade keine Interessensgemeinschaft sein will.
Ich habe mich gefragt, wie hier das Verhältnis zum letzten Satz der 6. These gedacht ist. Und: Nimmt die Bedeutung von Körperlichkeit ab? Oder ändert sie sich, wird sie ausgeblendet, geht sie verloren?
An dieser Stelle bin ich über die Verbindlichkeit gestolpert. Gehört diese zu den Ermöglichungsvoraussetzungen der neuen Gemeinschaftsformen? Wie äußert sich diese? Und wie ist sie zum Beispiel bei einem gestreamten Gottesdienst zu denken?
Andersherum: Wäre der Satz nicht auch für jeden Sonntagsgottesdienst richtig?