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Was machen Sie an Ostermontag?

Published onApr 07, 2020
Was machen Sie an Ostermontag?

Frau Bender, was machen Sie dieses Jahr am Ostermontag?

Ehrlich gesagt, weiß ich das noch nicht. Eigentlich hätte ich einen Gottesdienst in einer unserer Kirchen gehalten, jetzt werde ich wahrscheinlich vor dem PC sitzen.

Ostern in Zeiten der Corona-Krise - was bedeutet das theologisch?

Ich habe den Eindruck, dass der Karfreitag bei vielen Christen und in vielen Gemeinden etwasaus dem Blickfeld geraten ist. In Zeiten der Krise, der Angst und des Gefühls, von Gott verlassen zu sein, kann der Karfreitag eine gute Möglichkeit sein, diese Gefühle aufzugreifen.

Wie lange die Krise noch dauern wird, weiß im Moment niemand - erzählimmanent wussten die Jünger in den Erzählungen der Evangelien auch nicht, dass und wann ein neuer Anfang möglich wäre. Und doch gab es ihn. Das wäre m.E. eine Osterbotschaft in Corona-Zeiten: Wirwissen nicht, wann der Neuanfang kommt, aber wir glauben und wissen, dass es ihn geben wird.

Haben Sie einen konkreten Vorschlag: Wie können Pfarrerinnen und Pfarrer in ihren Gemeinden den Ostermontag feiern?

In vielen Gemeinden, so habe ich den Eindruck, sind die Gottesdienste an den „zweiten Feiertagen“ gefährdet: viele Gottesdienstbesucher kommen nur zum „Hauptgottesdienst“ und nur wenige zu dem am „zweiten Feiertag“. Wenn das auch auf die Krisenzeit zutreffen sollte, wäre vielleicht die Möglichkeit, neue Gottesdienstformen auszuprobieren: zum Beispiel eine Andacht über eine Telefonkonferenz (für alle, die keinen Internetzugang haben) oder inhaltlich mit der Frage, wie es „nach dem Fest“ weitergeht.

Wie können Christinnen und Christen den Ostermontag zuhause/ in Isolation/ ohne physische Gemeinde feiern?

Das „Feiern“ kann dieses Jahr nur vermittelt stattfinden: über das Internet oder das Telefon oder mit Andachten zu Hause. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, Ostern am Sonntag über die genannten Kanäle zu feiern - und am Montag selbst zu Osterboten zu werden wie die Frauen am Grab und die Zeit zu nutzen, andere anzurufen, Postkarten zu schreiben oder ihnenetwas zu basteln (auch ein Film ist hier möglich!), der mit anderen kontaktlos geteilt werden kann. Auch das ist eine Möglichkeit, die Auferstehung zu feiern.

Was lehrt uns die Corona-Krise hinsichtlich der Infragestellung des Sonntags-/ Festtagsgottesdienstes als des selbstverständlichen Zentrums der Gemeinde?

Der Sonn- und Festtagsgottesdienst soll ja die Gemeinschaft der Gläubigen über alle Unterschiede in Alter, Sozialstellung und Interessen hinweg seh- und spürbar machen: diese Unterschiede werden im gemeinsamen Feiern überwunden. Das ist in der Krise nicht (ohne Weiteres) möglich. Ich hoffe, dass sich nach der Krise die Bedeutung des Selbstverständlichenneu zeigt und die Freude am gemeinsamen Gottesdienstfeiern zunimmt.


Lisa Bender ist Vikarin in den evangelischen Kirchengemeinden im Bleichtal im Breisgau.

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