Meine christliche Identität wird in Frage gestellt durch den raschen Wandel der Gesellschaft, weg von der christlichen Dorfkultur hin zu einer säkularen Gesellschaft.
Meine christliche Identität wird in Frage gestellt durch den raschen Wandel der Gesellschaft, weg von der christlichen Dorfkultur hin zu einer säkularen Gesellschaft. Gegen diesen Loslösungsprozess gibt es in mir einerseits natürlich emotionale Widerstände. Auf der anderen Seite gibt es vieles, was ich gerne loslasse: zum Beispiel den unbiblischen Pfarrer-Habitus des 20. Jahrhunderts oder den bunten Bauchladen als klassische Kirchengemeinde. Ich genieße es auch, mich mit der säkularen Gesellschaft auseinanderzusetzen und meine christliche Identität zu bedenken und neu zu definieren.
Christliche Identität in der evangelischen Kirche ist für mich die Kirche als Konfliktgemeinschaft, in der um die Wahrheit gerungen wird, in der Wahrheit komplex erfahren werden kann. Ich schätze hier das Wort von Jesus „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, in dem Wahrheit nicht gegenständlich, sondern komplex, sogar organisch gesehen wird. Wahrheit als Herausforderung anzunehmen ist für mich christliche Identität.
Wesentlich christlich ist für mich auch der Sonntag, die Pause, die Möglichkeit und die Aufforderung zur „seelischen Erhebung“. Nicht nur beim Sonntag nach einer Sechs-Tage Woche, sondern auch weiter gefasst: der Feierabend nach der Arbeit, das In-Sich Gehen nach einem abgeschlossenen Projekt.
Christliche Identität ist für mich auch eine gesunde Mischung aus introvertiert und extravertiert sein. Die Introvertierten werden in unserer westlichen Gesellschaft in ihrer Bedeutung unterschätzt, leider auch in der Kirche. Christliche Identität ist in diesem Sinne Konzentration und Kontemplation; dies wäre ein wichtiger und irritierender Beitrag für unsere laute Gesellschaft.