In der philosophischen Ethik unterscheidet man die Ebenen 1) der Normenlogik, 2) der Metaethik, 3) der eudaimonistischen Ethik, 4) der Moraltheorien (Ott 2001) und 5) der sog. Bereichsethiken (auch: angewandte Ethik, siehe Nida-Rümelin 2005). Bereichsethiken sind nicht scharf gegeneinander abgegrenzt, sondern vielfältig vermittelt. Die Umweltethik (Krebs 1997, 1999, Ott 2008, 2010, 2020a, Ott, Dierks, Voget-Kleschin. 2016) und die Klimaethik (Gardiner et al. 2010, Gardiner 2011, Baatz & Ott 2016, 2017, Ott 2021a) sind anerkannte Bereichsethiken. Dies gilt auch für die (in Deutschland zu wenig betriebene) Agrarethik (Ott & Voget 2011). Jeder Bereichsethik ist ein politisches Handlungsfeld zugeordnet.
Die „Natural Climate Contributions“ (NCC), die das Thema des folgenden Beitrags sind, sind eine Form der Landnutzung, die einen solchen Vermittlungs- und Überschneidungsbereich konstituiert. NCC vermitteln, grob und vorläufig gesagt, Klima- und Naturschutz (Abschnitt 3.5). NCC können nicht isoliert als Landnutzungsoptionen, sondern nur kontextuell analysiert werden. Es geht im Folgenden darum, NCC auf ethisch reflektierte und normativ orientierende Weise in die sechs KontextFe von a) 1) Klimaethik und a) 2) Klimapolitik, von b) 1) Umweltethik und b) 2) Naturschutz und c) 1) Landnutzungswandel und c) 2) Agrarethik einzuordnen. Dies geht nur, indem die Kontexte genauer bestimmt werden. Wir beginnen mit Klimapolitik (Abschnitt 2) und Klimaethik (Abschnitt 3), da diese Kontexte primär für NCC sind. Wir möchten danach NCC umweltethisch und naturschutzpolitisch bestimmen (Abschnitt 4 und 5) und NCC in die Kontexte von Agrarethik und –politik einbetten (Abschnitt 6 und 7). Eine Debatte um rechtliche und ökonomische Instrumente wird vorbereitet, ist aber nicht mehr Gegenstand des Artikels (Abschnitt 8).
Mit der globalen Zielsetzung („well below 2°C“) ist 2015 in Paris ein langjähriger Diskussions- und Verhandlungsprozess zu einem Abschluss gekommen, Art 2 der UNFCCC zu interpretieren, der auffordert, die atmosphärischen Treibhausgaskonzentrationen (THG= GHG) in einem ungefährlichen Bereich zu stabilisieren („stabilization (…) at a level that would prevent dangerous anthropogenic interference with the climate system“; hierzu schon Ott et al. 2004). Angesichts der Risiken des Klimawandels wäre es wünschenswert, den Anstieg der globalen Mitteltemperatur (GMT) gegenüber vorindustriellen Temperaturen (1750) auf 1.5°C GMT zu begrenzen. Die Zielsetzungen des sog. „tolerable window approach“ wurden seit 1992 verschärft: vom ursprünglichen 2°C -Ziel, zum „well below 2°C“ und von da zum 1.5°C -Ziel.
Die globalen Emissionen verstoßen eklatant gegen die Bestimmung von Art 2 UNFCCC. Die GMT hat sich mittlerweile um fast 1.5°C gegenüber 1750 erhöht. Das Jahr 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das IPCC hat 2023 mehrfach eindringlich vor den Folgen der Erderwärmung gewarnt. Dabei weist IPCC darauf hin, dass das 1.5°C-Ziel nur noch erreichbar ist, wenn die globalen Emissionen innerhalb der nächsten sieben Jahren halbiert werden. Ernsthaft rechnet damit wohl niemand. Demnach ist das 1.5°C Ziel für dieses Jahrhundert praktisch unerreichbar. Es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen „overshoot“ an THG-Konzentrationen geben, der allerdings längerfristig durch negative Emissionen ausgeglichen werden könnte. NCC sind eine Option für negative Emissionen.
Die globalen GHG-Emissionen sind in den vergangenen Jahren auf nunmehr ca. 36.8 (2022) und 36.9 (2023) Gigatonnen (Gt) angestiegen. Die Pandemie hat diesen Anstieg kaum gebremst. Im Jahre 2022 wurde mehr Kohle verbrannt als jemals zuvor (außer 2013), nämlich ca. 8 Mrd. t. Dieser Wert wurde 2023 mit 8.4 Mrd. t nochmals überboten (FAZ 28. Juli 2023). Es ist zwar anzunehmen, dass sich die Kohlenachfrage stabilisiert, was aber mit dem Ziel unvereinbar ist, die globalen Emissionen deutlich zu reduzieren. Immerhin hat die G-7-Gruppe im April 2024 beschlossen, bis 2035 aus der Kohleverstromung auszusteigen. Dieser Ausstieg wäre ein großer Erfolg. Die globalen Emissionen verteilen sich 2022 folgendermaßen
EU: 3.330 Mio t (-23% gegenüber 1990)
Deutschland: 672 Mio t (- 46 %) in 2023
USA: 4.965 Mio t (-0%)
Indien: 2.480 Mio t (+ 312%)
Naher Osten: 3.415 Mio t (+ 260%)
China: 11.826 Mio t (+ 323%)
Rest der Welt: 13.000 Mio t (+ 85%)
Häufig unterschätzt werden die 31.7% der globalen Emissionen, die dem Rest der Welt zugeordnet werden (etwa so viel wie China, aber über mehr als 140 Staaten verteilt). 60-70 Länder des globalen Südens karbonisieren sich derzeit (Marz et al. 2022).2 Die kleine Gruppe der „Least Developed Countries“ (LDC) ist für die globalen Emissionen kaum relevant; entscheidend sind die Schwellenländer, darunter vor allem die BRIICS+-Staaten.
Das Argument, etwa 80% aller historischen Emissionen seien von nördlichen Ländern getätigt worden, war 1992 korrekt. Mittlerweile ist es falsch geworden. Knapp 50% aller kumulierte Emissionen dürften der Zeit nach 1990 entstammen. Dies relativiert das moralische Argument der Verantwortung der Industriestaaten für historischen Emissionen ungeachtet der Frage nach dem Verhältnis von moralischer und kausaler Verantwortung angesichts von Unwissenheit und Ignoranz (Beiträge in Meyer & Sanklecha 2017).
Im Gefolge des Überfalls Russlands auf die Ukraine3 haben sich „carbon coalitions“ gebildet. Länder wie Indonesien, Indien, China und die Türkei kaufen russisches Öl zu günstigen Konditionen. Russland ist (trotz der Sanktionen) 2023 zu Chinas wichtigstem Rohöllieferanten aufgestiegen. Der Energieeinsatz Chinas liegt mit knapp 12 Gt so hoch wie der Weltgesamtverbrauch in der Nachkriegszeit (vor 1960).
Die Internationale Energie Agentur (IEA) glaubt allerdings, dass der Höhepunkt der globalen Emissionen in den nächsten Jahren erreicht sein könnte (IEA 2023). Auch China könnten den „peak“ noch vor 2030 erreichen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass nach diesem Höhepunkt ein starker Rückgang zu erwarten ist. Dauerhaft hohe Emissionen oberhalb von 30 Gt sind wahrscheinlicher. Wenn man mit IEA davon ausgeht, dass Russland langfristig zu den Verlierern von „guter“ Klimapolitik zählt, wird man damit rechnen müssen, dass Russland versuchen wird, diese Verliererrolle durch Preispolitik zu verlangsamen. Zudem findet weltweit ein „rush to burn“ statt. Es ist (leider) eine ökonomisch rationale Strategie, fossile Vorräte zu fördern und zu verkaufen, wenn dies später nicht mehr möglich sein wird. Die (angesichts des 1.5°C Ziels unzulänglichen) Sparanstrengungen der wenigen gutwilligen und tätigen Staaten werden also überkompensiert. Wir stehen global erst am Anfang des Endes des fossilen Zeitalters. NCC sind ein Moment der Transformation.
Die Konsequenzen des Klimawandels werden extrem negativ sein. Dies gilt besonders für die Länder des globalen Südens. Schadenskosten einer Tonne CO2 könnten bis zum Ende des Jahrhunderts auf 800 € steigen (Edenhofer 2022). In wenigen Jahrzehnten könnten zwei Milliarden Menschen in Erdstrichen leben, in denen die Durchschnittstemperatur bei knapp 30°C liegen könnte. Massive Migrationsbewegungen sind zu befürchten und es wird einen erbitterten moralischen Kampf um die Bedeutung des Wortes „Klimaflüchtling“ geben; eine vorbereitende Analyse, die insbesondere kirchlichen Kreisen zur Lektüre zu empfehlen ist, findet sich in Ott (2020b). Die zweite Jahrhunderthälfte könnte so katastrophal werden, dass Formen des Solar Radiation Management als „buying-time“-Strategie eingesetzt werden könnte (Neuber & Ott 2020).
Die Bilanz auf der globalen Ebene ist somit desaströs. „Der galoppierende Klimawandel fegt über eine Welt, in der die Möglichkeiten der Anpassung und Vermeidung wegschmelzen“ (Edenhofer 2022). Richtig ist, dass es sich im Prinzip nach wie vor lohnt, um jedes Zehntelgrad GMT-Erhöhung zu kämpfen.
Den Ländern des Globalen Südens müsste es im langfristigen Selbstinteresse darum gehen, eigene substantielle „Nationally Determined-Contributions“ (NDC) zu leisten. Die jetzigen NDCs reichen nicht einmal für ein 2°C-Ziel. Die NDC vieler Länder des Globalen Südens sind jedoch an die Bedingung ausreichender Anpassungshilfen gekoppelt, während eine Vielzahl an klimapolitischen Artikeln die gleiche Botschaft verbreitet: Die Anpassungshilfen seien „grossly insufficient“. Somit ist es für diese Ländergruppe kurzfristig rational, ihre NDC schwach zu halten, mehr Anpassungsgelder zu fordern und die eigene Position im Kampf um die zukünftige Verteilung dieser Gelder zu verbessern (Heubach 2022). In den zurückliegenden COP/MOP-Veranstaltungen war eine Verschiebung des Diskurses von „abatement“ in Richtung Anpassungsfinanzierung und Kompensation für „loss and damage“ zu verzeichnen. Es werden immer höhere Summen gefordert (bis zu 500 Milliarden jährlich). Deutschland zahlt großzügig in diese „Adaptation-Facilities“(AF) ein (6.39 Mrd. € anno 2022). NCC-Potentiale im globalen Süden sollten erforscht und durch AF gefördert werden.
Die EU hat 2019 klimapolitisch beschlossen, bis zum Jahre 2050 ein „Netto-Null“-Kontinent zu werden. Damit leistete die EU ihren Beitrag zum Globalziel „well below 2°C“. Der Ausdruck „net zero“ bezieht sich dabei auf alle GHG, nicht nur auf CO2. „GHG net zero“ ist synonym mit „klimaneutral“. Dieser Ausdruck bezieht sich nur auf je eigene Emissionen, nicht auf den Konsum von Produkten, die in anderen Weltregionen mit GHG-Emissionen erzeugt wurden. Für Exportländer wie Deutschland wäre die Anlastung von Konsum statt von Produktion übrigens von Vorteil.
Lieven (2020) hat die Rolle der Nationalstaaten in der Klimapolitik betont. Die westlichen Demokratien sollten die globale Vorreiterrolle übernehmen (2020, S. 144). Dies liegt Levin zufolge auch daran, dass Nationalstaaten intergenerationelle Projekte sind und durch Steuern und Abgaben die Kosten der Klimapolitik sozial ausgleichen können. Die Entwicklung seit 2020 gibt Lieven für Deutschland recht. Hier sehen wir nach der Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, der anschließenden Steigerungen der Energiepreise und der Inflationsraten eine starke Tendenz, die Bevölkerung von allen (realen und empfundenen) Härten zu verschonen. Nichts war 2020-2023 öfter zu hören als die Forderung nach „Ausgleich“. Der National- qua Wohlfahrtsstaat traut es sich zu, die Kosten der Energiewende, die bei ca. 1.2 Billionen € liegen dürften, so zu verteilen, dass die sozial Schwachen stärker geschützt werden.
Deutschland hat in der Klimapolitik den grundsätzlich richtigen Weg eingeschlagen, ist aber auf diesem Weg nicht schnell genug. Dass Deutschland klimaneutral werden soll, ist mittlerweile (abgesehen von AfD und BSW) unstrittig; die Parteien der Mitte streiten nur noch darüber, bis wann und wie dies gelingen kann. Das Ziel der Klimaneutralität soll bis 2045 erreicht sein. Einzelne Länder wie etwa Schleswig-Holstein könnten (vielleicht) schon früher C-neutral sein (2040). Ab 2050 sollte Deutschland negative Emissionen erzeugen. Die Nordkirche möchte bereits im Jahre 2035 klimaneutral sein, was einen steigenden Anteil sinkender Kirchensteuereinnahmen beanspruchen wird. NCC sind ein Beitrag zur Klimaneutralität.
Die deutschen Klimaziele 2022 sind knapp erreicht worden: 2022 reduzierten sich die THG um 1.9% auf 746 Millionen Tonnen. Dies ist eine Reduktion um 40.4% gegenüber 1990. Diese Reduktion erfolgte, obschon russisches Erdgas auch durch Kohle und Öl substituiert werden musste. 2023 sanken die Emissionen auf nunmehr 46% gegenüber 1990, nämlich auf 672 Mio. Tonnen. Damit sind sie so niedrig wie nie seit den 1950er Jahren (in zwei deutschen Staaten). 2023 gingen die Treibhausgase um mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Das ist der höchste Rückgang seit mehr als 30 Jahren. Deutschland emittiert mit 1.1 % der Weltbevölkerung noch ca. 1.8% der globalen Emissionen (2022). Dies wäre im Verlaufsplan eines egalitären und teleologischen pro-Kopf-Kriteriums (Meyer 1999).
Deutschland nutzt seine Energie effizient. Die Wirtschaftsleistung der Tonne CO2 beträgt 5.100 $. Japan erwirtschaftet 4.200 $, die USA 4.000 $, China 1.500 $, Russland 1.100 $. Das BIP Deutschlands ist seit 1990 um ca. 40% gewachsen, während die Emissionen um 46% gesunken sind. Diese absolute Entkopplung hätten Ökonomen um 1980 für unmöglich erklärt. Man kann den Verlauf der CO2-Emissionen von 1950 bis 2023 anhand der Environmental-Kuznets-Kurve rekonstruieren: Anstieg, Zenit, Rückgang bei gleichzeitiger (erst relativer, dann absoluter) Entkopplung der Emissionen vom BIP. Mehr Volkswohlstand bei sinkenden Emissionen: es geht.
Die Bevölkerung Deutschland ist zudem 2023 auf offiziell 84.7 Millionen Einwohner*innen angestiegen, wobei die reale Zahl etwas niedriger sein dürfte. Es geht also um die möglichst rasche Klimaneutralität des weltweit zweitgrößten Einwanderungslandes. Der Atomausstieg darf bei dieser Bilanz nicht vergessen werden. Zwar passt die Atomkraft langfristig nicht zu einem auf erneuerbaren Energiequellen basierenden Energiesystem, gleichwohl fielen kurzfristig die Strommengen der AKW weg. Deutschland hat also bei steigendem BIP, bei wachsender Wohnbevölkerung und bei Atomausstieg 46% der CO2-Emissionen reduziert. Der Kohleausstieg ist eingefädelt. Als G-7-Staat ist Deutschland jetzt auf das 2035-Ziel des Kohleausstiegs verpflichtet. Kohlestrom liegt 2023 nur noch bei 26% der Strommenge. Es wird mehr Strom aus Windkraft als aus Kohle erzeugt. Das ist eine erfreuliche Zwischenbilanz.
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch stieg auf 46%; bis 2030 sind 80% geplant. Dirk Messner (UBA): „Die Richtung im Energiesektor stimmt, aber das Tempo noch nicht. (…) Wir haben einen Plan und brauchen jetzt die Beschleunigung“ (FAZ vom 16. März 2023, S. 15). Da droht freilich die Gefahr der legislativen Brechstange, wie sich am Streit um das Heizungsgesetz und um den Abbau von Subventionen bei Agrardiesel zeigt, der Anfang 2024 heftige Bauernproteste hervorrief. Die Klimagesetze sind ambitioniert, was dazu führt, dass immer öfter der Klageweg beschritten wird und den Gerichten die schwierige und undankbare Aufgabe zugemutet wird, Effektivität klimapolitischer Maßnahmen zu beurteilen. Wie hoch der Konkretionsgrad der Ziele in den Klimagesetzen des Bundes und der Länder sein sollte, ist eine interessante rechtspolitische Frage.
Mit Blick auf Deutschland begegnet man so der dialektischen Situation, dass man Deutschland weltweit als eines der wenigen Länder auf gutem Wege sehen könnte, wohingegen man unter anderen Prämissen berechnen kann, dass Deutschland sein „carbon budget“ vollständig (1.5°C) oder weit vor 2040 (1.75°C) aufgebraucht haben dürfte (SRU 2020, 2022, 2024). Daher ist es klimaethisch und –politisch geboten, auf die Angemessenheit der Berechnungsgrundlage des Sachverständigenrates für Umweltfrage (SRU) zu reflektieren.
Der Grund für die negative Bewertung der deutschen Klimapolitik liegt vor allem an der Verschärfung der Berechnungsgrundlagen weg von einem langen Zielkorridor (bis 2050), wie ihn der SRU (2002) konzipiert hat, hin zu einem auf der Grundlage eines pro-Kopf-Kriteriums und eines 1.5°C bzw. 1.75°C Zieles berechneten nationalen „carbon budget“ (SRU 2020, 2022, 2024). Dadurch schrumpft das nationale Budget. Nach den Berechnungen des SRU von 2022 ist das Budget bei einem 1.5°C Ziel (66% Wahrscheinlichkeit) 2031 aufgebraucht. Das Budget bei einem 1.75°C Ziel ist 2040 aufgebraucht. Nach den neuesten Berechnungen (SRU 2024) ist das deutsche „carbon budget“ für das 1.5°C-Ziel praktisch aufgebraucht. Dies liegt daran, dass neue Studien das globale „carbon budget“ noch geringer veranschlagen und jedes Jahr 37 Gt vom Restbudget abgezogen werden müssen. Wenn andere Länder mehr emittieren, schrumpft das Restbudget rasch und damit auch der deutsche Anteil am Budget. Wenn der Schiffsverkehr weniger schwefelhaltigen Diesel verbraucht, steigt die Erwärmung über dem Ozean – und das Budget schrumpft weiter. Somit verbleiben laut SRU weniger als 250 Gt Globalbudget und davon stehen Deutschland 1.1% zu. Demnach wäre das deutsche „carbon budget“ praktisch aufgebraucht. Gefordert werden vom SRU (2024) die Berechnung von Überziehungs-Budgets und noch größere und schnellere Anstrengungen.
Wesentlich für die SRU-Berechnungen ist das pro-Kopf-Verteilungskriterium, das von mir mehrfach gerechtfertigt wurde (Ott 2012, 2021). Bei seiner Begründung des pro-Kopf Ansatzes stützt sich der SRU (2022) auf Baatz & Ott (2017). Dort wird das pro-Kopf Kriterium als pragmatisch plausibles Verteilungskriterium gerechtfertigt. Es wird jedoch bei Baatz & Ott (2017) nicht diskutiert, ob dieses Kriterium teleologisch (bis ca. 2050) oder kategorisch-präsentisch (ab 2016) zu verstehen ist. Das teleologische Verständnis konzediert die Notwendigkeit einer Übergangsperiode, das kategorisch-präsentische Verständnis wendet das pro-Kopf-Kriterium direkt an. Das ursprüngliche „Contraction & Convergence“-Modell von Aubrey Meyer (1999, S. 330) geht teleologisch von einem Verlauf aus, derzufolge „national shares move gradually from present emission levels to equal per capital emission levels by a fixed ‚convergence‘ year (e.g. 2040)”. Der SRU (2002) hat das pro-Kopf-Kriterium ebenfalls teleologisch vertreten: „Eine die unterschiedlichen geographischen und historischen Realitäten berücksichtigende (…) Pro-Kopf-Gleichverteilung sollte als ein anzustrebendes Fernziel betrachtet werden“ (SRU 2002, S. 25, Tz 539).
Der SRU (2020, 2022, 2024) versteht das pro-Kopf-Kriterium dagegen in kategorisch-präsentischem Sinn. “Determination of the distribution principle according to which the sufficient, appropriate and fair share for Germany and the EU-27 is derived from the global CO2 budget as of 2016: according to the share of the world population in the base year, i. e. for Germany 1.1 %, for the EU-27 5.9 %” (SRU 2022, S. 8). Das nationale „budget“ wird aus dem globalen „budget“ abgeleitet. Deutschland erhält somit so viel “budget” wie sein Anteil an der Weltbevölkerung 2016 war, nämlich 1.1 %. Die Berechnungsgrundlage ist also deutlich verschärft worden. Auf dieser Grundlage werden schwere Vorwürfe erhoben: Die deutsche Klimapolitik sei verfassungs- und völkerrechtswidrig.
Die strikte Ableitung eines nationalen aus einem globalen Budget sollte kritisch reflektiert werden. Geden et al. (2023, S. 4): „Simply breaking down the global CO2 budget by individual entity (budgeting) and trying to create strict ‘science-based budgets is not a suitable approach for the climate policy of the EU and its Member States.” Dieses “breaking down” ist in schematisch und abstrahiet von Lebenswirklichkeiten und politischen Machbarkeiten.4 Geden et al. (2023) halten es für ausreichend, wenn die EU am „net zero“ Ziel bis 2050 festhält und Deutschland dieses Ziel früher erreicht. Dem stimme ich zu.
Wir können also zwei unterschiedliche klimapolitische Ansätze unterscheiden: a) Berechnung eines „carbon budget“ im Sinne des SRU und b) einen pragmatischen Ansatz der Erhöhung von Ambitionsniveaus nach Maßgabe des Möglichen mit dem Ziel der möglichst raschen THG-Neutralität. Es ist nicht so, dass jener Ansatz normativ-ethisch und dieser bloß pragmatisch-politisch sei. Beide Ebenen sind korrelativ ineinander verschränkt, etwa über die Frage nach Mitwirkung und Kooperation („compliance“). Der pragmatische Ansatz ist klugheitsethisch, insofern er sich nicht in allen Einzelheiten festlegen lassen will, sofern die Richtung stimmt und das Tempo nicht sinkt, sondern steigt.
46% CO2-Reduktion 2023, Kohleausstieg 2035, „Net-zero“-Ziel bis 2045 plus 6 Mrd. € Anpassungshilfe pro Jahr sind jedenfalls keine schlechte nationale Klima-Performanz. Von einem kompletten Versagen der deutschen Klimapolitik kann keine Rede sein. Und die NCC kommen noch hinzu, so dass sich die Klimabilanz Deutschlands weiter verbessern dürfte.
Ein Sorgenkind der Klimapolitik bleibt der Verkehrssektor. Hier gibt es wirksame Instrumente: Kerosinbesteuerung und Tempolimit. Letzteres würde ca. 8 Millionen Tonnen einsparen. Die längst überfällige Kerosinbesteuerung beendet die Subventionierung des Flugverkehrs.5 Der Unterschied der pro-Kopf Emissionen zwischen den ärmeren und den reicheren Segmenten der deutschen Bevölkerung geht fast ausschließlich auf Mobilität zurück, nicht auf Ernährung und Wohnen. Hier wäre es dringend geboten, Kerosin (nach Vermeidungskosten) angemessen zu besteuern. Agrardiesel zu besteuern und Kerosin nicht, macht klimapolitisch keinen Sinn. Auch ein Verbot von Flügen unterhalb von 500 km Distanz kommt in Betracht.
Das zweite Sorgenkind bleibt der Gebäudesektor, insbesondere der Altbestand an schlecht isolierten Mietwohnungen. Die Sanierungsquote von 1% pro Jahr ist zu gering; aber für die angestrebten 2.5% fehlt Material und, vor allem, Personal.
Die Landwirtschaft emittiert 56.3 Mio t (2019 und 55.5 Mio t (2022) GHG und trägt damit 7.4% zu den nationalen GHG-Emissionen bei. Die Landwirtschaft wird noch nach 2045 ein Emittent von Residualemissionen sein. Man sieht in den einschlägigen Graphiken auch das Potential für geringe negative Emissionen. Damit nähern wir uns der Landnutzungsseite der Klimapolitik.
Durch Senken-Politik kann ein (wie immer errechnetes) „carbon budget“ erhöht werden. Eine temporäre Überschreitung kann längerfristig durch negative Emissionen wieder ausgeglichen werden. Hierzu können NCC beitragen.
Anhand von fünf Bedingungen kann eine relationale Struktur von Klimaverantwortung expliziert werden (Braun & Baatz 2017): a) naturwissenschaftliche Beschreibbarkeit, b) technisch-praktisches Eingriffspotenzial, c) Kohärenz mit anerkennungswürdigen allgemeinen Normen, d) Gebot zur Kooperation, e) Anerkennungswürdigkeit eines klimaethischen Normsystems.
Hinsichtlich des technisch-praktischen Eingriffspotentials gilt es methodisch, ein Portfolio aus 1) Vermeidung und Reduktion von GHG-Emissionen („abatement“), 2) Anpassung („adaptation“), 3) Entfernung von GHG aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal (CDR) einschließlich NCC), 4) Eingriffe in die Strahlungsbilanz des Planeten (Solar Radiation Management (SRM), darunter vor allem Sulphate Aerosol Injection (SAI) auf unterschiedlichen räumlichen und temporären Skalen zu bestimmen. „Abatement“ und CDR sind zwei Arten von „mitigation“. Braun & Baatz (2017, S. 873) rechnen auch 5) Kompensationsmaßnahmen zum Portfolio. Dem Portfolio und seinen „assets“ ist ein Handlungsraum zugeordnet (Braun & Baatz 2017), innerhalb dessen geklärt werden muss, welche Akteure (Individuen, Staaten, Unternehmen, Kirchen usw.) welche Verpflichtungen („burdens“) übernehmen oder von solchen entlastet werden sollen.
Das Portfolio muss klimaethisch bestimmt werden. Ich habe mich klimaethisch mehrfach positioniert (zuletzt Ott 2021). Gemeinsam mit Christian Baatz habe ich für drastische Reduktionen und für ein teleologisches pro-Kopf-Kriterium bei der Verteilung plädiert (Baatz & Ott 2016). Das Grundkonzept von „Contraction & Convergence“ (Meyer 1999) ist also durch Annahmen über CDR und Anpassung zu erweitern. SRM, insbesondere Sulphate Aerosole Injection (SAI) habe ich unter Berufung auf Hans Jonas‘ Warnungen vor derartigen technologischen Wetten (Jonas 1979) und eigenen Argumenten aus meinem Portfolio entfernt (Ott 2012, 2018, Neuber & Ott 2020). Wenn überhaupt, so ist SAI nur im Kontext einer gesicherten globalen Dekarbonisierung unter strengen Bedingungen (Ausstiegsstrategie, VN-Mandatierung) zulässig (Neuber & Ott 2020). Ich verfolge die nach wie vor sehr intensive Debatte um SAI im Folgenden nicht weiter. Das Augenmerk gilt CDR und NCC. NCC fallen unter CDR. Sie sind ein „asset“ im Portfolio, das es näher zu bestimmen gilt (3.5).
Die Klimaethik ist dialektisch insofern, als sie einerseits ein „perfect moral storm“ (Gardiner 2011) und andererseits schlicht und einfach ist. Je mehr Reflexionsschleifen die Klimaethik zieht (Schulan et al. 2022), umso mehr scheint sie einerseits Forderungen aufzustellen, die für viele Menschen nur noch unter großen Opfern erfüllbar sind.6 Umfassende Veränderung des Lebensstils, Entlastung der ökonomisch Schwächeren, die Aufnahme sog. Klimaflüchtlinge, Pflichten gegenüber Wildtieren im Klimawandel, Kompensation historischer Emissionen, Verteilungsgerechtigkeit im globalen und nationalen Maßstab, Anpassungsfinanzierung uswusf. – die Menge der Forderungen scheint unaufhörlich zu wachsen. Tank (2023) meint, dass die Eigenschaften des Klimawandels die menschlichen Unzulänglichkeiten und Schwächen hervortreten lässt, ihm moralisch zu begegnen. Diese Konstellation führt zu dem, was Psychologen „Reaktanzverhalten“ nennen (Stoll 1999). Der allzu-menschliche Wunsch, Rückwege in eine vermeintlich heile frühere Normalität zu finden, trifft auf entsprechende Politikangebote, weshalb man sich über deren Erfolge nicht wundern sollte.
Andererseits genügt zur klimaethischen Grundlegung a) der Rechtfertigung individueller Verpflichtungen und b) nationaler Vorreiterrollen (hierzu SRU 2002, Kap. 3.2.1) ein schlichter Kantianismus: „Handle nach einer Maxime, die sich zur Grundlage einer globalen Klimapolitik eignet“. Diese Maxime lautet schlicht: „Werde selbst GHG-neutral so bald wie möglich“. Abgekürzt: „net zero asap!“. Die Eignung dieser Maxime zur Grundlage eines allgemeinen Gesetzes dürfte außer Frage stehen. Wenn alle Länder so (ähnlich) handelten wie Länder, die möglichst rasch klimaneutral werden wollen (2045-2050), bliebe die Welt um 2060 in einem „tolerable window“ zwischen 1.5°C und 1.8°C und könnte danach durch CDR und NCC, also durch negative Emissionen den temporären „overshoot“ rückgängig machen und durch Naturschutz und Renaturierung der geschundenen Natur Gutes tun. Der Ausdruck „so bald wie möglich“ enthält natürlich Vagheit und ist pragmatisch vermittelt mit Annahmen über Mögliches und Zumutbares in einer hochgradig nicht-idealen Welt. Temporale Ausdrücke wie „alsbald“, „baldmöglich“, „unverzüglich“, „rasch“ usw. sind „fuzzy“, aber eine sofortige GHG-Neutralität ist unzumutbar und damit als Forderung unklug. Daher ist dieser kantische Ansatz zugleich deontologisch, zielorientiert und klugheitsethisch. Die alsbaldige THG-Neutralität ist Ziel, das zugleich Pflicht ist. Auf dem Weg bedarf es der Klugheit bei der Einschätzung von Möglichkeiten und Hemmnissen.
Auch individuell gilt dieser schlichte Kantianismus: Individuen sind verpflichtet, im Kontext zumutbarer Lebensstiländerungen ihre Emissionen zu reduzieren. Ethisch gesehen, handelt es sich hierbei um unvollkommene Unterlassungspflichten. Als Faustformel mag das Individualziel gelten, kurzfristig den TGH-Wert eines durchschnittlichen Erdenbürgers zu erreichen: 4.8 t (China: 8.1, USA: 15.5), um diesen Wert dann allmählich weiter zu reduzieren. Dabei sollten Personen mit auskömmlichen Einkommen 3 t von diesen 4.8 t durch Offsetting kompensieren, ggf. auch mehr, idealiter 100%. Durch „Offsetting“ individuell „net zero asap“ zu werden, ist zwar nur die zweitbeste Lösung, aber pragmatisch sinnvoll. Vermögende Personen sollen in negative Emissionen investieren; entsprechende Geldanlagen sind vorhanden. Investitionen in negative Emissionen können historische Emissionen ausgleichen. Wenn eine Person des Jahrgangs 1959 in ihren 65 Lebensjahren insgesamt ca. 700 t GHG emittiert hat, darunter etwa die Hälfte in der Zeit, bevor sie über den Klimawandel wusste, und wenn diese Person über investives Vermögen verfügt, so ist sie verpflichtet, in negative Emissionen zu investieren. Durch die Erfüllung dieser Verpflichtung würden die wohlhabenden Schichten ihrer Klimaverantwortung nachkommen. Ich denke dabei nicht zuletzt an „family offices“.
Was die Zeitdimension von Klimaneutralität anbetrifft, so kann man sie absolut oder relativ definieren. „Absolut“ heißt: unabhängig von „compliance“-Überlegungen. „Relativ“ heißt: Obschon das „Daß“ von Klimaneutralität unabhängig von „compliance“-Überlegungen ist, darf der Fahrplan sich auch am Verhalten anderer orientieren. Wenn bspw. die ökonomischen und sozialen Auswirkungen einer „Klimaneutralität 2030“ so gravierend wären, dass politische Kräfte Zulauf bekämen, die den „guten Weg“ (s. o.) insgesamt umkehren wollen, so muss man solche Risiken gründlich abwägen. Vorreiterrollen sind wichtig (SRU 2002), Alleingänge können politisch kontraproduktiv sein.
Zum „perfect moral storm“ gehört das Fehlen eines sanktionsbewehrten internationalen Klimarechts, das Akteure, vor allem Staaten, zu Klimapolitiken nötigen könnte, die der Maxime „net zero asap“ entspricht. Die Pariser Oberziele sind zwar völkervertragsrechtlich vereinbart, bleiben aber „soft law“. Sanktionsmechanismen gibt es nicht und es ist auch nicht damit zu rechnen, dass es sie in näherer Zukunft geben wird.
Die Klimaethik steht damit vor einem „compliance“-Problem, das sie mit Mitteln der Ethik nicht lösen kann. Sie kann „compliance“ wiederum nur moralisch fordern, aber nicht politisch verwirklichen oder rechtlich erzwingen. Das globale Kooperationsproblem scheint unlösbar, wie dies Spieltheoretiker seit je befürchteten (Morgan 1998). Da die Klimawirksamkeit aller Emissionen gleich stark unabhängig von Ort und Zeitpunkt sind, kann jede Einsparung andernorts (über)kompensiert werden.7
Für Braun & Baatz (2017) zählt das Kooperationsprinzip zurecht zum klimaethischen Normsystem wesentlich hinzu. Das Kooperationsprinzip wird nun aber von zwei klimaethischen Ideen auf unterschiedliche Weise negiert. Beide ethischen Negationen des Kooperationsprinzips sind klimapolitisch mit den Pariser Zielen kaum zu vereinbaren. Schauen wir uns diese Negationen genauer an, mit Hegel: verweilen wir etwas bei ihnen.
Die erste Negation ist die Forderung, die unterbliebene Anstrengungen anderer Akteure („non-compliance“) als zusätzliches „burden“ auf sich zu nehmen. Diese Negation der Negation wird von Karnein (2014) unter Rekurs auf ein moralisches Rettungsbeispiel gefordert. Freilich darf eine moralische Person Kinder nicht einfach ertrinken lassen, wenn die Umstehenden bloß „gaffen“. Die „metabasis“ von Rettungsmoral auf die Ebene internationaler Klimapolitik ist jedoch sachwidrig und unpolitisch. Sachwidrig ist sie, weil die Rettung ertrinkender Kinder von der Einhaltung der Klimaziele ontologisch verschieden; das Klima kann man nicht „retten“ wie einen Menschen. Unpolitisch ist sie aus folgendem Grund: Wenn einige wenige Staaten die Lasten anderer Staaten zusätzlich zu ihren eigenen Beiträgen übernehmen, können a) kooperationsunwillige Staaten „business as usual“ betreiben und b) bei den gutwilligen Staaten dürfte ein Dominoeffekt auftreten. Am Ende bleiben dann nur einige wenige Willige zurück, deren Maximalbeiträge das Problem nicht lösen können.
Die zweite Negation ist noch weitreichender. Die Rede von „non-compliance“ setzt begrifflich voraus, dass alle Akteure prima facie verpflichtet sind, nach der Maxime „net zero asap“ zu handeln. Darrell Moellendorf (2014, 2022) erkennt dagegen auf der Grundlage eines „anti-poverty principle“ den Staaten des globalen Südens ein „right to development“ zu, das ein Recht auf den Einsatz fossiler Energieträger einschließt. Viele Akteure sind demnach nicht zur Kooperation verpflichtet. Sie verstoßen demnach nicht gegen das Kooperationsprinzip, wenn sie ihr „right to development“ in Anspruch nehmen. Der Vorwurf von „non-compliance“ greift nicht, weil die Staaten des Globalen Südens keine Mitwirkungspflichten haben.
“Only the most highly human-developed countries should carry significant burdens“ (Moellendorf, 2022, S. 86) auf dem Weg zu einer “zero-carbon global economy” (ebd.). Moellendorf plädiert für das „ability-to-pay“(ATP)-Kriterium bei der Festlegung von Verpflichtungen. Er fordert also die Dekarbonisierung des Globalen Südens unter einem ATP-Kriterium, ohne einen Vorschlag zu unterbreiten, wie dies gehen soll. Abwegig ist das Argument Moellendorfs, auf eine „hybride“ Kombination von ATP, PPP („polluter pays principle“) und BPP („beneficiary pay principle“) könne man sich klimadiplomatisch nicht verständigen, denn ein reines ATP-Kriterium ist noch weniger verhandelbar. Die Dekarbonisierung des globalen Südens durch echte Transfers des Nordens ist „mission impossible“.
Die Begründung Moellendorfs liegt in der Behauptung, dass sich alle Staaten durch die Ratifikation der UNFCCC implizit verpflichtet hätten, ein prioritäres „right to development“ anzuerkennen. Diese Begründung ist abwegig. Kein Staat hat durch die Ratifikation der UNFCCC in den 1990er Jahren implizit oder explizit ein „right to development“ anerkannt, das die überwiegende Mehrzahl der Staaten klimapolitisch entpflichtet. Art 2 UNFCCC enthält zwar die damalige Leerformel „right to sustainable development“ als eine von drei Korollarien zum „supreme objective“ der UNFCCC, den Klimawandel in einem ungefährlichen Bereich zu halten. Dieses Korollar ist eine diplomatische Formulierung in einer Konvention und als solche rechtlich und moralisch unverbindlich. Zudem muss man die Formel „right to sustainable development“ mit der Nachhaltigkeitsdefinition der WCED (1987) zusammendenken, die auf Bedürfnisbefriedigung armer Menschen abstellt. Wir sehen bei Moellendorfs Negation eine unzulängliche Begründung in Verbindung mit weitreichenden Konsequenzen.
Klimawandel ereignet sich freilich in einer Welt großer materieller Ungleichheiten sowohl zwischen den Nationen als auch innerhalb ihrer. Ökonomische Ungleichheiten sind eine Ursache und dürften auch Folgen des Klimawandels sein (etwa durch „loss and damage“). Darin liegt ein Hauptproblem: Wie kann globale Kooperation unter ökonomisch Ungleichen gelingen? Die Idee, auf die moralisch sensible Personen sofort verfallen, ist die: Erst muss die Ungleichheit durch Umverteilungen drastisch verringert werden, dann wird Kooperation (vielleicht) möglich. Massive Umverteilung wird zur notwendigen Bedingung der Kooperation und Kooperation zur notwendigen Bedingung der Erreichung der Pariser Ziele. In diesem Konditionalität-Nexus müssen Klimaschützer für sofortige Umverteilungen auf allen Ebenen eintreten. Aber dann droht die Inversion der Mittel zu Hauptzwecken.
Richtig ist die Fairness-Intuition, dass die Reichen in aller Welt überproportionale Belastungen übernehmen sollen. Ich teile die Abneigung gegen Privatjets, Luxusjachten und beheizte Pools. Die Frage ist, ob wir das „well below 2°C“-Ziel erreichen, wenn wir aus dieser Abneigung Politik machen. Diese Abneigung könnte uns in die Illusion wiegen, mit einem Teil des Vermögens der „Superreichen“, sagen wir der reichsten 0.1% der Weltbevölkerung (8 Millionen Personen), könnte man das Menschheitsproblem des Klimawandels lösen. Hier ist nur festzuhalten, dass eine kantische Klima-Ethik die materiell schlechter Gestellten zwar relativ, aber nicht absolut entlastet. Es geht hierbei, wohlgemerkt, nicht um die „bottom billion“ (Collier), die auch aus unserer Sicht von Verpflichtungen zu befreien sind, sondern um 4-5 Mrd. Menschen der aufstrebenden unteren globalen Mittelklasse in großen Schwellenländern. Auch sie müssen ihre jeweiligen „Scherflein“ beitragen.
Die nördlichen Länder sind für ihre eigenen Anpassungsstrategien verantwortlich; die Länder des globalen Südens bedürfen der Anpassungshilfe durch den Norden.8 Für die Jahre nach dem ersten Bericht des IPCC im Jahre 1990 liegt ein PPP („polluter pays principle“) nahe und darüber hinaus ist ein auf die Länder des Nordens gemünztes BPP („beneficiaries pay principle“) annehmbar. Das „beneficiary“-Argument (Gosseries 2004) verpflichtet zu großzügiger, aber nicht zu unermesslichen Anpassungshilfen. 100 Mrd. $ jährlich für globales „adaptation financing“ sind ein Anfang, der im Bereich des Machbaren liegt. Deutschland und die EU können durch ihre Beiträge ihre Verantwortung für historische Emissionen tilgen, deren Klimawirksamkeit lange Zeit unbekannt war. Deutschland zahlt mehr als 6 Mrd. € jährlich und ist damit vorbildlich. Setzt man Schadens- oder Vermeidungskosten9 mit einem bestimmten Betrag pro Tonne CO2 an, so kann man berechnen, die viele Tonnen GHG durch Anpassungshilfen kompensiert werden und wann Deutschland seine historischen Klima-Schulden getilgt haben wird.
Die Debatte um die internationale Anpassungshilfe ist stark von finanziellen Erwägungen bestimmt. Es durchmischen sich dabei theoretische, moralische (Gerechtigkeit) und vor allem praktisch politische, kriteriologische und finanzielle Aspekte auf höchst komplexe Weise. Die Kriterien der Verausgabung (Vulnerabilität, Effizienz, Demokratie) sind je für sich strittig.10 Sie zeigen ihre Schwächen erst bei analytischer Reflexion. Zugleich sind immer dann, wenn es um Geld geht, strategische Verhaltensweisen wahrscheinlich: „rent seeking“ bis hin zu Betrug ist eine rationale Aneignungsstrategie bei „finacial flows“.
Heubach (2022) konnte nachweisen, dass viele Staaten des globalen Südens die Anpassungsgelder in ihre eigene zukünftige Antragsfähigkeit investieren und (mit intellektueller Unterstützung aus dem Norden) eine deutliche Erhöhung der Finanzmittel fordern. Wie Heubach (2022) zeigt, geht der Löwenanteil der Anpassungshilfen in die staatlichen Administrationen, nicht in wirkliche Anpassung „vor Ort“. Ökonomisch betrachtet, sehen wir staatliches „rent seeking behavior“.11 Welche Effekte der Anpassungsfinanzierung sich einstellen werden, bleibt abzuwarten. Es könnte sogar sein, dass sich bei der Verwendung dieser Mittel neue Ressourcenfallen eröffnen und der sog. „course of the resource rich“ sich mutatis mutandis fortsetzt. Auch sollte man vor der unbequemen Frage nicht zurückschrecken, ob bestimmte Praktiken (wie etwa die staatliche Duldung illegalen „gas flaring“ in Nigeria, siehe Kalu & Ott 2019) Staaten für AF disqualifizieren könnte. Das berechtigte Anliegen eines post-kolonialen Umgangs zwischen Norden und Süden sollte nicht dazu führen, dass unbequeme Fragen unterbunden werden.
Die internationale AF darf nicht dazu führen, dass die nationale Anpassung an Klimawandel vernachlässigt wird. Obwohl die Temperaturen steigen und sich Dürrejahre häufen werden, bleibt Mitteleuropa in globaler Perspektive eine Gunstregion mit (noch!) recht guten Anpassungspotentialen: Wasserhaushalt, Wälder, Landwirtschaft, Weinbau, Gärten usw. Naturschutz und Renaturierung sind zentrale Handlungsfelder bei der Anpassung. NCC sind immer zugleich auch Anpassungsmaßnahmen, da sie die Resilienz des Naturhaushaltes gegen Klimawandel stärken (Abschnitt 3.5). Es wäre sinnvoll, NCC in die internationale Anpassungsfinanzierung einzubeziehen.
Die meisten Klimamodelle kommen zu dem Ergebnis, dass Carbon Dioxide Removal (CDR) Maßnahmen unerlässlich zur Erreichung der Klimaziele sind (Geden & Schenuit 2020, Gasser et al. 2015). Dies gilt auch für das EU-„net-zero“-Ziel. CDR kann kein Ersatz für Emissions-Reduktionen sein, sondern tritt ergänzend hinzu. CDR sind in ihrer langfristigen Wirkung unsicherer als GHG-Reduktionen und könnten auf globaler Ebene Landkonflikte hervorrufen. Wenn die EU jedoch frühzeitig negative Emissionen produziert, könnten Länder des Globalen Südens mehr Zeit für ihr „net zero“ erhalten (Geden & Schenuit 2020, S. 32). Zu dem mittelfristigen „net-zero“-Ziel, zu dem negative Emissionen beitragen, tritt dann ein längerfristiges Ziel dauerhafter negativer Emissionen hinzu: „net zero asap & negative emissions in the longer run“. Bei einer Verallgemeinerung dieser Strategie könnte die Menschheit im Temperaturfenster des Holozän verbleiben, wie dies viele Erdsystemanalytiker fordern.
Es gibt etliche CDR Technologien (Klepper & Thrän 2019), Die bekanntesten sind Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) (Batres et al. 2021) und (BECCS) (Smith et al. 2016). BECCS kombiniert die Verbrennung von pflanzlicher Biomasse mit CO2-Abscheidung und unterirdischer Verpressung. BECCS setzt die Zulässigkeit von CCS voraus. Durch BECCS könnte theoretisch der Atmosphäre so viel CO2 entzogen werden, dass nach einer Phase des „overshoot“ die GMT wieder auf ein verträgliches Maß abgesenkt wird (1.5°C). Für großmaßstäbliches BECCS im Gt-Bereich benötigt man allerdings große Flächen fruchtbaren Landes (mit oder ohne Bewässerung). Damit sind zukünftige Landkonflikte vorprogrammiert. BECCS ist auf der globalen Ebene daher kritisch zu sehen. Die Hoffnung auf negative Emissionen im Gt-Bereich hat ihre negative Seite in der Angst vor schwindender Ernährungssicherheit einer wachsenden Weltbevölkerung. BECCS kann als eine Form des „large scale land aquisitions“ (LaSLA) interpretiert und entsprechend politisiert werden. Westliche Konzerne würde sich, wie aus NGO-Kreisen verlautet, auf Kosten armer Menschen durch BECCS-Projekte „freikaufen“. 12
Anderson & Peters (2016, S. 183) bezeichnen großmaßstäbliches BECCS als ein „unjust and high-stake gamble“. Sofern dies ein vernünftiges prognostisches Urteil zu sein scheint, fällt eine Darlegungslast auf BECC-Strategien. Gleichwohl wäre es falsch, BECCS von vornherein komplett aus dem Klima-Portfolio herauszunehmen. BECCS ist eine Option für Länder mit (noch) relativ geringer Landnutzungskonkurrenz. Deutschland sollte BECCS (und CCS) nicht verpönen oder verbieten. Falsch wäre politischer Protest gegen CCS („Kein Klimagift in unsere Erde!“), da hierdurch ohne Sachkenntnis von CCS ein „asset“ aus dem Portfolio entfernt würde.
BECCS und DACCS sind letztlich industrielle Technologien. Auch großmaßstäbliche Ozean-CDR-Pläne sind „large scale industries“ (Oschlies et a. 2023). Über die marinen Optionen informiert der „World Ocean Review 2024“: „Klimaretter Ozean?“ (Maribus 2024). Marine CDR-Optionen werden im Folgenden nicht weiter betrachtet.
NCC werden zumeist unter CDR eingeordnet. NCC sind aus klimaethischer Sicht besonders interessant, weil sie das gesamte Portfolio der möglichen Maßnahmen en miniature repräsentieren: a) Reduktion von Treibhausgasen, b) Anpassung an Klimawandel und c) Carbon Dioxide Removal (CDR). Der WBGU (2021, S. 85) betont diese und weitere „Mehrgewinne“ über die CDR-Wirkung hinaus. Diese Mehrgewinne fallen vor allem im Naturschutz an. Sie können umweltethisch näher qualifiziert und interpretiert werden. Diese Repräsentanz gibt NCC einen symbolischen Wert. Sie symbolisieren repräsentativ das gesamte Anliegen des Klimaschutzes.
NCC erscheinen prä-analytisch als „small but beautiful“. Ihre quantitative Begrenzung wird ironisch kommentiert („Bäumchen pflanzen“), was nicht nur an Luthers Apfelbäumchen, sondern auch an ironische Kommentare zu erneuerbaren Energien in den 1980ern erinnert („Windrädchen“). Der Gedanke, wesentliche Anteile des Strombedarfs eines Industrielandes mit Windrädern zu erzeugen, wurde ja der Lächerlichkeit preisgegeben.
Es liegt mittlerweile eine erste Welle an Literatur zu NCC vor (Anderson et al. 2019, Griscom et al. 2017, Lal et al. 2018, Paustian et al. 2016, Rumpel et al. 2018, Zomer et al. 2016, Zomer et al. 2017, Wang et al. 2024). Reise et al. (2022, S. 22) beschreiben NCC als “aligned with natural ecosystems”. Ihr Fokus läge “on the protection, restoration, sustainable management or creation of ecosystems to build on their capacity for self-regulation, renewal, nutrient cycling and provision of various services”. Wang et al. (2024) beschreiben NCC (in ihrer Terminologie „ecological carbon sequestration“ (ECS)) wie folgt: ECS „has a significant impact on the health and stability of regional ecosystems, as well as the formation and maintenance of carbon sinks”.
Es ist diese “as-well-as”-Struktur, die NCC vor anderen Optionen auszeichnen. NCC sind poly-funktional. NCC sind keine Wunderwaffen. Ihre Potentiale sind begrenzt. NCC wirken langsam und erfordern Geduld. NCC erbringen zeitlich befristete Senken, keine endgültigen Speicher. Sie sind insofern ein Gegenentwurf zu dem „quick fix“ von SAI und den Gigatonnen, die BECCS erbringen könnten. Sie sind ein natur-affiner Multi-Impuls-Ansatz, der katalytisch auf eine veränderte Landnutzung wirkt. Damit stehen sie im Kontext auch des Naturschutzes und der Umweltethik. NCC sind aber auch nicht nur „ein Tropfen auf einen heißen Stein“, der sofort verdampft (durch austrocknende und schwelende Moore, brennende Wälder und versteppende Böden), sondern könnten ein kontinuierlicher Strom der C-Fixierung, der Kühlung, der Förderung resilienter ökologischer Systeme und Biozönosen sowie des menschlichen Wohlbefindens werden. Die globalen Potentiale von NCC sind spekulativ, da die Differenz zwischen theoretischen und praktisch erreichbaren Potentialen von vielen Unwägbarkeiten abhängt.
Generell ist im deutschen Kontext ist zwischen den Quantitäten der Emissionsvermeidung (durch Wiedervernässung von Mooren) und der C-Speicherung (in Mooren, Wäldern und Böden) und den Folgen und Nebenwirkungen auf die Schutzziele des Naturschutzes nach § 1 BNatSchG und auf die Landnutzung zu unterscheiden. Damit ist das Verhältnis von Quantität und Qualität bei NCC angesprochen. Was „erbringen“ sie? NCC-Potentiale sollten nicht nur global modelliert, sondern auch „bottom up“ abgeschätzt werden. Dies wurde in einem von der DBU geförderten Forschungsprojekt 2022-2023 für die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein getan. Die Ergebnisse werden in Abschnitt 7 kurz zusammengefasst, da der Abschlussbericht noch in der Bearbeitung ist (Ott et al. 2024). Die Eigenschaften von NCC machen sie auch für die Umweltethik interessant.
In diesem Abschnitt werden NCC aus umweltethischer Sicht auf ihre Werthaftigkeit und ihre Gebotenheit hin untersucht. Hierzu muss der Argumentationsraum der Umweltethik (Ott 2010) aufgespannt und auf NCC bezogen werden. Dies wird höchst selektiv erfolgen; im Mittelpunkt wird die Rolle von NCC im Rahmen einer „stark“ nachhaltigen Landnutzung liegen.
Die Umwelt- oder (synonym) die Naturethik als ein mittlerweile etabliertes Feld der praktischen Philosophie (Ott, Dierks, Voget-Kleschin 2016) rekonstruiert in kritisch-reflexiver Einstellung die wesentlichen Argumentationsmuster, die diskursrational zum Schutz von natürlichen Entitäten und zur nachhaltigen Nutzung der Naturgüter geltend gemacht werden können (Krebs 1999, Ott 2010).
Schutz ist ein Wertbegriff; geschützt werden soll, was aufgrund seiner Werthaftigkeit des Schutzes würdig und aufgrund bestimmter Umstände schutzbedürftig ist. Die Umweltethik setzt bei ihren argumentativen Bemühungen ontologisch voraus, dass es natürliche Entitäten („Naturwesen“) realiter gibt und dass die Rede von Natürlichkeit sinnvoll bleibt (Lie 2016), obschon in der heutigen Welt viele Naturwesen mit menschlichen Praxisformen vermittelt, d.h. graduell überformt sind. Natur ist insofern ein Skalenbegriff zwischen den Polen „Wildnis“ und „Artefakt“. Von einem „Ende der Natur“ (McKibben 1989) kann nur sinnvoll geredet werden, wenn man Natur mit Wildnis gleichsetzt. Die Grade der Überformung sind durch den sog. Hemerobiegradienten bestimmbar. Generell gilt, dass der Hemerobiegradient erhöht und verringert werden kann. NCC verringern ihn.
Man kann die Werthinsichten der Natur sieben Argumentationsmustern zuordnen (Ott 2020a): 1) Angewiesenheitswerte und instrumentelle Werte, 2) kulturelle und eudaimonistische Werte, 3) Zukunftsverantwortung und Nachhaltigkeit, 4) Tugenden und biophile Einstellungen, 5) moralische Selbstwerte (Physiozentrik), 6) neue „ökosophische“ Weltbilder (Tiefenökologie) und 7) religiöse Traditionen. Diese sieben Kategorien schließen einander nicht aus, können also in unterschiedlichen Variationen vertreten werden. Im Folgenden werden nur 1) und 3) mit Blick auf NCC näher untersucht.
Angewiesenheitsargumente machen geltend, dass Menschen als leiblich verfasste und prekäre Wesen auf einen kontinuierlichen Metabolismus mit einer äußeren Natur angewiesen sind, zu dessen Aufrechterhaltung auch ein pfleglicher Umgang mit natürlichen Ressourcen und Umweltmedien zählt. Angewiesenheitsargumente greifen auch mit Blick auf den Klimawandel. Wenn wir zur THG-Neutralität verpflichtet sind und wenn es schwer zu vermeidende residuale Emissionen und „overshoot“ geben wird, so sind wir auf CDR angewiesen. Darin liegt noch keine Angewiesenheit speziell auf NCC. Falls BECCS große Nachteile mit sich bringt, könne von einer NCC-Angewiesenheit zur Erfüllung klimaethischer Verpflichtungen die Rede sein. Es liegen also relative, d.h. bedingte Angewiesenheiten vor. Angewiesenheitsargumente lassen sich auch bei der Förderung der Bodenfruchtbarkeit durch NCC geltend machen, da eine zukünftige Menschheit essentiell auf fruchtbare Böden angewiesen sein wird.13 Fruchtbare Böden sind essentielle Komponenten von Naturkapital. Die Anreicherung der Böden mit Kohlenstoff nach dem Vorbild der „terra preta“ des Amazonas-Gebietes könnte zur Ernährungssicherheit auf regionalen und lokalen Skalen beitragen. Unter dem aspektreichen Kriterium „Angewiesenheit/Bodenschutz/Ernährungssicherheit“ schneiden NCC deutlich besser ab als BECCS.
In intergenerationeller Perspektive geht es um die Kunst, in Ansehung von Natur langfristig zu denken (Klauer et al. 2013), und um die Frage, auf welche Naturausstattung Mitglieder zukünftiger Generationen legitime Ansprüche haben könnten. Diese Frage führt in Theorien und Konzepte von Nachhaltigkeit (Daly 1996, Ott & Döring 2011). In einer Grundkonzeption von Nachhaltigkeit, die auf den Schutz und die Förderung der Naturkapitalien großen Wert legt (sog. „starke“ Nachhaltigkeit), stellt der Naturschutz eine wesentliche Dimension dar (Ott 2015). In Ott & Döring (2011) sind Landnutzung und Klimaschutz zwei paradigmatische Anwendungsfelder starker Nachhaltigkeit. Zur Anwendung kommt dabei ein Konzept von Naturkapitalien (Vorräte, nicht-lebendige und lebendige Fonds), denen unterschiedliche Regeln zugeordnet werden, darunter auch eine Investitionsregel. NCC werden von der Investitionsregel gefordert, die Renaturierung zu einer regelbasierten Verpflichtung macht.
Der Grundsatz einer Landethik (Leopold 1949) harmoniert mit „starker“ Nachhaltigkeit. Wenn man Leopolds Landethik als Grundlage einer nachhaltigen Land-Bewirtschaftung auffasst (Norton 2016), und wenn man Leopolds berühmten Grundsatz („A thing ist right if it tends to preserve the integrity, stability, and beauty of the biotic community“) konzeptionell auf die Höhe der heutigen Ökologie hebt, dann kann man fordern, dass eine stark nachhaltige Landnutzung auf die umfassende Erhaltung der Fruchtbarkeit („Produktivität“), der Resilienz und des Reichtums („Diversität“) der Naturgüter zu verpflichten ist.
Die Produktivität ist die Fruchtbarkeit eines Landes, über deren Veränderung in der Zeit sich wissenschaftliche Aussagen treffen lassen (Bodenwertzahlen, Feuchtigkeitsgehalt, mikrobielle Verfassung usw.). Fruchtbarkeit ist ein systemischer Wert, da diese Disposition andere Werte hervorbringt (Rolston 1997). Im ESS-Konzept entspricht ihm der „supporting service“. Das Konzept der Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit von Naturräumen, auf allmähliche Veränderungen, aber auch auf Anomalien und kurzfristige Extrema reagieren zu können. Resilienz lässt sich beeinflussen; so kann der Waldbau vorsorgend gegen Waldbrände agieren und der Wasserhaushalt kann auf Hitzewellen eingestellt werden. Diversität kann einmal (naturalistisch) nach der Seite der biotischen Vielzahl interpretiert werden; dann kann man Alpha-, Beta- und Gamma-Diversität als Messgrößen einführen. Diversität kann auch, da Leopold von „Schönheit“ sprach, als Chiffre für die Vielfalt eudämonistischer Wertbezüge (Ästhetik, Erholung, Heimat) genommen werden. Auch die alte Trias „Eigenart, Vielfalt und Schönheit“ harmoniert mit einer stark nachhaltigen Landnutzung.
NCC können unter dem Konzept differenzierter Landnutzung (Wolfgang Haber), das in der starken Nachhaltigkeit (bzw. Landethik) gründet, näher untersucht werden. NCC-Flächen sind entweder eine neue Flächenkategorie oder sie fallen unter die Kategorien von Naturschutzflächen, Produktionsflächen oder Integrationsflächen. Von besonderem Interesse für NCC und Anpassung sind Gebiete, in denen Schutz und (teilweise neuartige) Nutzungen kombiniert und integriert werden können (etwa PV auf wiedervernässten Mooren oder extensiven Beweidung auf feuchtem Grünland). Es bedarf zur raumkonkreten Gestaltung dieser Integration von NCC der Landesplanung (von Haaren 2004, von Haaren et al. 2019).
Durch NCC tragen wir ein weiteres Scherflein bei zum Klimaschutz und kommen dadurch unserer Verpflichtung „net zero asap!“ nach. Gleichzeitig verbinden wir uns mit Natur und Landschaften im Geist starker Nachhaltigkeit und Leopolds Landethik. Die Konzeption „starker“ Nachhaltigkeit (Ott & Döring 2011) fordert Investitionen in Naturgüter und -kapitalien, die Menschen zugutekommen. Was in ökonomischer Terminologie „Investition in Naturkapitalien“ ist, ist aus Naturschutzsicht „Renaturierung“. Hier bestimmen wir die „Mehrgewinne“ von NCC. Aus Sicht einer stark nachhaltigen Landethik wirken NCC positiv auf allen drei Kriterien: Produktivität, Resilienz und Diversität. Zugleich sind NCC ein (womöglich unterschätztes) „asset“ im Klima-Portfolio.
Damit nähern wir uns dem normativen Status von NCC: Es wäre falsch, NCC zu unterlassen. Mit dieser Perspektive ist der Übergang zu den zwei nächsten Kontexten gegeben: dem Naturschutz und der Landwirtschaft.
Der Naturschutz hat mehrere gleichberechtigte Leitlinien (Ott 2015, S. 34): a) Erhalt der Funktionstüchtigkeit des Naturhaushaltes, b) Kulturlandschaftsschutz, c) Habitatschutz, d) Artenschutz und Biodiversität, e) Prozessschutz. NCC fallen unter mehrere dieser Leitlinien. Ich möchte die Leitlinie f) der Renaturierung ergänzen, die allerdings mit anderen Leitlinien gekoppelt werden kann. Das „Re“ in Renaturierung hat die Bedeutung von „regain“, nicht von „return“. In der Umweltethik hat sich ein spezieller Diskurs zu normativen Fragen der Renaturierung herausgebildet (Ott 2011).
Der Schutz von Naturwesen kann konservierend („hands off“) oder interventionistisch („hands on“) sein. NCC sind intentional, geplant und interventionistisch. Zerbe & Ott (2021) haben argumentiert, dass Menschen in anthropogen überformte Systeme in renaturierender Absicht zugunsten der Natur eingreifen können. Die Renaturierungspotentiale Mitteleuropas und Deutschlands sind als hoch einzustufen (SRU 2024b). Das 2024 verabschiedete „Nature Restoration Law“ (NRL) verpflichtet die Staaten der EU, bis 2030 Maßnahmen in Gang zu bringen, die dazu führen, dass 30 % der Ökosysteme auf 20% der Fläche de EU ökologisch aufgewertet bzw. in einen guten Zustand versetzt werden (Ahne 2024). Hier sehe ich große Synergiepotentiale zwischen NCC und NRL.
Es ist möglich und zulässig, dass bei einzelnen NCC-Maßnahmen und -Projekten der Wert für den Naturschutz die Bedeutung für den Klimaschutz überwiegt. Dies wäre kein Grund, sie zu unterlassen. Die Ziele des Naturschutzes sind in § 1 des BNatSchG festgelegt.
NCC sind zum Teil als Naturschutzflächen geeignet. Das Globalziel, 30% der Landesfläche unter eine Form des Schutzes zu stellen, wie es Edward O. Wilson und Arne Naess aus umweltethischer Sicht gefordert haben, dürfte in Deutschland im Bereich des Möglichen liegen.
Die Moore und der Moorschutz haben sich in den vergangenen Jahren von einem Außenseiterthema des Naturschutzes zu einem Kern von NCC entwickelt. Für diese Entwicklung steht das Greifswalder Moorzentrum und Hans Joosten. Der Moorschutz ließ sich traditionell natur(schutz)ethisch als musealer Reliktschutz, als Schutz von naturhistorischen Archiven und durch das Differenz- qua Resonanzargument rechtfertigen (Ott 2015, S. 201-212). Dadurch werden Moore allerdings zu etwas Außergewöhnlichem und Sonderbarem in der Kulturlandschaft. NCC ermöglichen nun eine neue Perspektive auf Moore. NCC erlauben, das Konzept der differenzierten Landnutzung auf die Moorstandorte anzuwenden. Unter der NCC-Perspektive können Moorstandorte als PV-Standorte und für Prozessschutz, Biodiversität und Paludikultur genutzt werden (Abschnitt 8). Damit stehen sie im Kontext der Landnutzung.
Landethik im Klimawandel spezifiziert sich zum Konzept der differenzierten Landnutzung (Ott und Döring 2011, Kap. 6, Abschnitt 4.3). In diesem Sinne sind NCC eingebettet in eine umfassendere „Landwende“, zum anderen sind sie ein dynamisches und katalytisches Moment. NCC verlangen ein Denken „out of the box“. Die einschlägige Bereichsethik für diesen Kontext ist die Agrarethik. Über die Sachdimension der Landwirtschaft informiert Hampicke (2013, 2018).
Eine Ethik der Landnutzung fragt, was eine „gute“ und „gelingende“ Bewirtschaftung von Land ausmacht. Folgende Grundsätze könnten sich (auch aus Sicht der Landnutzer) als allgemein zustimmungswürdig erweisen: 1) Ernährungssicherheit, 2) „starke“ Nachhaltigkeit, 3) gradueller Sentientismus hinsichtlich des Inklusionsproblems, 4) Rawlsianismus in der Gerechtigkeitstheorie, 5) Beiträge der Landwirtschaft zum Klimaschutz und 6) ein hohes Maß an Freiheit auf Seiten der Landwirte und der Konsumenten. Der letzte Punkt ist wichtig für die Frage nach der Instrumentierung von NCC-Förderung (Abschnitt 7).
Ernährungssicherheit lässt sich begründen als elementares Teilhaberecht, ohne das Menschen ihre anderen Rechte nicht wahrnehmen können. Dieses Prinzip besagt, dass NCC (und CDR) die Ernährungssicherheit nicht gefährden dürfen. Diese Bedingung scheint bislang hierzulande erfüllt. Die Sicherung der globalen Ernährungssicherheit verpflichtet kein Land zu maximaler Nahrungsmittelerzeugung plus Exportorientierung. Deutschland allein kann die globale Ernährungssicherheit so wenig erreichen wie das 1.5°C-Ziel. Hier erscheint es vordringlich, sich zu bemühen, dass die „yield gaps“ in Afrika verringert werden. Die „Option für die Amen“ verpflichtet zu einem kritischen Blick auf die Realitäten der Subsistenzlandwirtschaft. So wird es für die Ernährungssicherung entscheidend darauf ankommen, im Globalen Süden die Anzahl der von einem landwirtschaftlichen Betrieb miternährten Personen zu erhöhen.
Die Belegung fruchtbaren Bodens für den Futtermittelanbau der industriellen Tiermast ist agrarethisch nicht zu rechtfertigen. Hoher Fleischkonsum trägt per se zur Ernährungssicherheit nicht bei; ein Recht auf „bezahlbares“ Fleisch besteht nicht. Die Absurdität der globalen Situation zeigt sich daran, dass die Anzahl unterernährter und adipöser Personen etwa gleich hoch ist.
Der Sentientismus besagt, dass die Empfindungsfähigkeit eines Lebewesens Grund für dessen moralische Berücksichtigungswürdigkeit ist. Tiere sind keine Sachen und dürfen nicht ausschließlich ihres Wohlergehens als Wirtschaftsgüter betrachtet werden (Caspar & Schröter 2003). Dies führt in Debatten um die angemessenen Tierwohlstandards. Der Streit innerhalb der Tierethik betrifft unterschiedliche Gleichheitsgrundsätze und die Frage, ob Tiere Rechte haben (Bode 2018). Strikte Gleichheitsgrundsätze und Tierrechte führen dazu, dass die Praxis der Domestikation generell in Frage gestellt wird. Gradualistische Ansätze plädieren für eine tierwohlgerechte Haltung und Nutzung. Bode hat gezeigt, dass Tierrechte zwar postuliert, aber nicht begründet wurden (etwa von Tom Regan, siehe Bode 2018, S. 135). Ansätze, die von Tierrechten den (in sich fragwürdigen) Schritt zu politischen Tierrechten gehen wollen (Donaldson & Kymlicka 2013), haben insofern auf Sand gebaut. Auch hier trifft man auf die Verbindung aus unzulänglicher Begründung mit weitreichenden Konsequenzen (und wachsender Popularität in der akademischen Jugend).
Ich vertrete eine reformorientierte Tierwohlkonzeption. Menschen schulden Nutztieren ein möglichst leidfreies und gutes, aber kein maximal langes Leben. Jenseits der industriellen Tiermast ist eine „gute“ Viehhaltung durchaus möglich. NCC sind mit Blick auf artenreiches Grünland relevant für eine „humane“ Domestikation (siehe auch Ott 2023a, S. 206f). Ich plädiere dafür, „gutes“ Fleisch auf Standorten zu erzeugen, die für Ackerbau weniger gut geeignet sind, und dafür, die Schlachttiere zu diversifizieren (Schafe, Ziegen, Kaninchen u.a.).
In der Gerechtigkeitstheorie gilt, dass die schlechtesten Positionen in einem System wirtschaftlicher Kooperation ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen sollen. Dieses sog. Differenz-Prinzip (Rawls 1971, Hinsch 2002) holt eine christliche Auffassung ein: Die Gerechtigkeit einer Gesellschaft bemisst sich nicht zuletzt daran, wie es den Schlechtgestellten geht. Der Rawlsianismus verpflichtet die Wohlhabenden dazu, nicht auf Kosten der Armen leben zu dürfen. Dies bedeutet, dass NCC nicht zu Lasten der sozial Schwachen gehen darf. Dieses Prinzip scheint hierzulande erfüllt und global erfüllbar. Die hiesige Landwirtschaft trägt durch ihre hohe Produktivität dazu bei, dass Personen, die auf Transfers angewiesen sind, sich hochwertig und gesund ernähren können.14 Defizite bei der Ernährung sind nicht auf die Höhe der Transfers („Bürgergeld“) zurückzuführen. „Kostenlose“ Verpflegung kann es nicht geben und die Illusion kostenloser Verpflegung (etwa in Schulen) könnte der Wertschätzung von Nahrung sogar abträglich sein.
Wie jeder Sektor der Wirtschaft soll die Landwirtschaft Beiträge zum Klimaschutz leisten.15 Dies betrifft das gesamte Portfolio. Da die Landwirtschaft auch nach 2045 noch residuale Emissionen tätigen wird, könnte sie durch CDR und NCC entsprechendes „offsetting“ praktizieren. NCC sind eine interessante Option, weil sie, wie gesagt, das gesamte Portfolio en miniature repräsentieren.
Seit Aufklärung und Idealismus gilt die Freiheit als das Grundprinzip der Moderne. Ein hegelianisches Verständnis substantieller Freiheit findet sich in Ott (2023b). Es schließt wirtschaftliche einschließlich unternehmerischer Freiheiten ein. Unterschieden wird seit Kant und Hegel die Willkürfreiheit („ich will, was ich will“) von der substantiellen, durch Einsichten und Gründen geläuterten Freiheit (Kant: moralische Autonomie, Hegel: sittliche Freiheit). Daher darf die Willkürfreiheit durch Gesetze, Regelwerke der öffentlichen Ordnung, „nudge“-Strategien und Anreizstrukturen modifiziert und ggf. durch Verbote eingeschränkt werden. Die Idee der Freiheit fordert nicht Freiwilligkeit als Grundsatz politisch gewollter NCC-Strategien. Meritokratisches Verhalten soll gelobt, darf aber auch honoriert werden.
Der Verweis auf Freiheit ist wichtig, da Klimaschutz einschließlich NCC eine Vielzahl von Verordnungen, Regulierungen etc. auf den Weg bringen könnte. Klimagesetze, Planungsrecht, Boden- und Gewässerrecht, Agrarumweltprogramme, Standards guter fachlicher Praxis, Förderprogramme wie das ANK, FFH-Richtlinie usw. haben ein Ausmaß an Administration erreicht, das kaum noch überschaubar ist. Die Umsetzung des neuen Nature Restoration Law mit Verordnungen, Förderprogrammen und Gebietskulissen wird diesen Trend fortsetzen. Die Frage ist, ob NCC nur um den Preis weiterer Bürokratisierung der Landnutzung zu haben sind. Die Teilnahme an Förderprogrammen ist für viele Landwirte aufgrund des administrativen Ausmaßes häufig unattraktiv. Dies sollte sich bei NCC nicht fortsetzen.
NCC dienen auch der Emissionsvermeidung. Dies gilt vor allem für die Wiedervernässung von Mooren. Etwa sieben Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands stammen aus trockengelegten Mooren. Diese 7% entsprechen der übrigen Emissionsmenge aus der Landwirtschaft. Diese Quantität macht die Wiedervernässung der Moore zum strategischen NCC-Ansatz. Wiedervernässung bindet Flächen, so dass andere Flächen umgenutzt werden müssen. Damit wirkt Moorvernässung transformativ, wenn sie in großem Stil betrieben wird.
Dass Wiedervernässung von Mooren Nachteile für Anwohner mit sich bringt, ist nicht zu bestreiten (feuchte Keller, Mücken). Das „tiefe“ kulturelle Gedächtnis der Trockenlegung Nord- und Nordostdeutschland (1750-1970) dürfte der Wiedervernässung nicht freundlich gegenüberstehen. In südlicheren Gegenden könnte das Risiko der Rückkehr der Malaria steigen. Viele Menschen wollen nicht in der Nähe von Mooren leben. Es denken faktisch nicht viele Menschen wie Thoreau, der um 1860 schrieb: „Wenn ich die Wahl hätte, bei dem schönsten aller angelegten Gärten oder in der Nähe des trostlosen Moores zu wohnen, würde ich mich gewiss für das Moor entscheiden, auch wenn man mich deshalb für verschroben hielte.“ Daher ist mit Akzeptanzkonflikten im ländlichen Raum zu rechnen, die von bestimmten Parteien befeuert werden dürften.
Zurück zu den Potentialen: NCC substituieren Stoffe, die mit CO2-Emissionen verbunden sind. Wenn auf nassen Mooren Paludikultur betrieben wird und bspw. erzeugter Schilf zur Dämmung eingesetzt wird, so spart man Emissionen, fixiert Kohlenstoff und substituiert Styropor. Ähnliches gilt für das Bauen mit Holz und Formen der Kaskadennutzung. C-Fixierung in Böden dient der Bodenfruchtbarkeit und der Agrobiodiversität.
NCC können zu zukünftigen negativen Emissionen beitragen, etwa wenn jetzt aufgeforstete Wälder in höheren Altersklassen (nach 2050) stärkere Wuchsleistungen und damit C-Fixierung erbringen. Der Waldanteil der Landesfläche könnte gerade in waldarmen Bundesländern um einige Prozent erhöht werden, wie dies in Mecklenburg-Vorpommern auch geplant ist. Die Aufforstungen tragen in den ersten Wachstumsperioden zwar nur unwesentlich zur C-Fixierung bei; wichtiger sind deren langfristige Potentiale, nachdem Deutschland „net zero“ sein wird (2045). Zugleich entwickeln sich die übrigen Waldfunktionen ceteris paribus positiv (Habitatfunkion, Erholungsfunktion, Holzfunktion). Bei diesen Aufforstungen kann auch mit neuen Mischungen einheimischer Baumarten experimentiert werden, um herauszufinden, welche Baumarten im Klimawandel resilienter sind als andere. Hier können auch Sukzessionsflächen angelegt werden, die der Leitlinie des Proessschutzes und der Lebensraumfunktion der Wälder entsprechen.
Es ist auch sinnvoll, Niederwälder, „Knicks“, Allen, Wäldchen außerhalb geschlossener Wälder, Agroforst-Systeme und selbst Garten- und Stadtbäume mit in die Betrachtung zu ziehen. Ein Zuwachs an (einheimischen) Gehölzen aller Art wäre im Sinne der stark nachhaltigen Landethik und einer entsprechenden baum- und waldreichen Kulturlandschaft (Ott 2021b). Allerdings können Wälder niemals vollständig gegen Brände, Stürme und Schadinsekten geschützt werden. Daher ist diese Senke immer mit Risiken behaftet. Im Klimawandel gilt dies a fortiori. Die Reduzierung der THG-Emissionen wirkt hier risikomindernd. Man sieht, dass und wie „assets“ des Klima-Portfolio interagieren: ohne massives „abatement“ verlieren die anderen „assets“ an Wirksamkeit.
Landwirtschaft ist Bewirtschaftung von Land und damit „cultura“. Das Wort „cultura“ ist von „colere“ abgeleitet, das „pflegen“ bedeutet, aber auch „bestellen“ und „ansässig sein“. Europa ist ein Kontinent, der sich in einer 3000jährigen Transformation von der Lebensform der Jäger und Sammler zu einer bäuerlichen Kultur verändert hat (Robb 2013), in der Landwirtschaft, d.h. Garten- und Ackerbau sowie Viehzucht dominant sind. Die Verbindung aus postglazialen Böden und Niederschlägen macht Europa zu einem Gunststandort für Ackerbau. Die Geschichte der Landwirtschaft seit der Industrialisierung (Hampicke 2013, Kap. 2) ist gekennzeichnet durch drei Kontinuitäten: a) steigende Produktivität, b) Vergrößerung der Betriebe, und c) Rückgang der Anzahl der in der Landwirtschaft tätigen Personen und Betriebe.
Die vorindustrielle Landwirtschaft war ertragsarm und nährstoffzehrend. Die Relation von Saatgut zu Ernte betrug ca. 1:5; die Anzahl der miternährten Personen war entsprechend gering. Die Fruchtfolge der Dreifelderwirtschaft musste eingehalten werden. Der überwiegende Teil der Bevölkerung war in der Landwirtschaft tätig und blieb arm. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Landwirtschaft rationalisiert und modernisiert: Thaer, Thünen, von Liebig, Haber16/Bosch sind die Heroen einer Erhöhung landwirtschaftlicher Produktion, die den Hunger in Europa beseitigte.17 Durch Transport und Handel wurden lokale Nahrungsengpässe überwunden. Flurbereinigungen bzw. „Komplexmeliorationen“ (DDR) verwandelten die früher kleinteilig parzellierte Landschaft in große Felder.
Die Produktivität der heutigen deutschen Landwirtschaft könnte höher kaum sein; der Verzicht auf die „grüne“ Gentechnik, der sich durch die Betonung des Koexistenz-Prinzips ergab (SRU 2004b), hat ihr nicht geschadet. Die Anzahl der miternährten Personen liegt pro Vollerwerbsbeschäftigten bei über 120.18 Weniger als 2% der Bevölkerung produzieren Nahrungsmittel und zwar so, dass die restlichen 98% weniger als durchschnittlich 12-14% ihres Nettoeinkommens für den Kauf von Nahrungsmitteln aufwenden müssen. Und wenn die Preise für Lebensmittel um 10% steigen (wie im Jahre 2022), steigen sie von 14% auf 15,4%. Hinsichtlich des Prinzips der Ernährungssicherheit leistet die Landwirtschaft Großartiges.
Die Ernteerträge bei den Massenprodukten (Mais, Raps, Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln) dürften kaum mehr steigen; faktisch gehen sie seit 2016 (leicht) zurück. Die hochprozessierten Lebensmittel, die aus diesen Massenprodukten hergestellt werden, sind sehr profitabel, schneiden aber unter ernährungsphysiologischen Aspekten eher schlecht ab (Bosy-Westphal et al. 2023). Die Potentiale für eine diversifizierte Ernährung sind gegeben. Allerdings diversifizieren sich Ernährungsstile (Korthals 2004), so dass auch der Trend zu „fast food“, „convenience food“ und minderwertiger Gastronomie Bestand haben wird. Auch Fleischersatzprodukte sind hoch artifiziell.
Das Paradox der Landwirtschaft lautet: Sie ist auf ihre konventionelle Weise höchst erfolgreich, aber zunehmend unbeliebt. Das Paradigma der industriellen Landwirtschaft konkurriert mittlerweile mit „ökologischen“ Landbaukonzepten und Konzepten einer „bäuerlichen“ Landwirtschaft. Dadurch werden die Grenzen zwischen „konventioneller“, „traditioneller“, „ökologischer“ und „biodynamischer“ Landwirtschaft fließender. Es bildet sich allmählich ein Gradient heraus, dessen Pole die industriell betriebene Intensivlandwirtschaft und der nach Prinzipien der Permakultur bewirtschaftete Betrieb sind. NCC haben das Potential, wünschenswerte Verschiebungen auf diesem Gradienten zu bewirken.
Landwirte sind in der dialektischen Berufsrolle von freien und hart arbeitenden Unternehmern und dauerhaften Subventionsempfängern. Der Beruf des Landwirtes ist mehrdeutig: einerseits ist er ein Beruf wie andere auch, andererseits trägt dieser Berufsstand eine Verantwortung für die Bewirtschaftung der Hälfte des staatlichen Territoriums und für die Ernährung der Bevölkerung. Die Subventionierung durch die GAP sorgt dafür, dass beträchtliche Finanzmittel zur Verfügung stehen. Die Dialektik liegt darin, dass aus politischer Sicht Subventionen Mittel sind, um Ziele zu erreichen, während sie aus Empfängersicht Einkünfte sind. Aus agrarethischer Perspektive sollen diese Mittel so eingesetzt werden, dass eine zukünftige Landwirtschaft den sechs agrarethischen Grundsätzen besser entspricht als die heutige.
Der Versuch, Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer Land- und Forstwirte und Natur- und Klimaschützer Koalitionen miteinander eingehen können, sind bislang trotz vieler Bemühungen erfolglos geblieben. Grund dafür ist im Wesentlichen die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP). Die Umwandlung der Subventionen in die Honorierung ökologischer Leistungen ist häufig gefordert, aber nie konsequent umgesetzt worden. Mehr als 50% der Subventionen wird als Flächenprämie ausgezahlt. Dies führt zu wachsenden Betriebsgrößen und einem Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe auf nunmehr 255.000 im Jahre 2023. Dies ist ein deutlicher Rückgang seit 2010, der den Langfristtrend fortsetzt. Zudem erwerben immer mehr Unternehmen Land, die selber nicht Landwirtschaft betreiben, sondern Land verpachten. Was die Einkommensentwicklung anbetrifft, sollten Landwirte und ihr Verband ehrlich sein. Die Figur des einkommensschwachen Kleinbauern, der um seinen Hof bangt, ist nicht repräsentativ für die Betriebe.
Voget-Kleschin et al. (2023) hoffen auf veränderte Bedingungen und auf neue Anerkennungsverhältnisse zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Unterdessen haben sich die Fronten eher verhärtet. Landwirtschaft ist zum „Kampf um Anerkennung“ (Hegel) geworden. Bei einer politisch verordneten Transformation der Landnutzung ist mit heftigen Widerständen der (zunehmend protestbereiten und rebellischen) Landwirte zu rechnen. In dieser Situation wirkt eine NCC-Strategie, die u.a. großflächige Vernässung von Mooren einschließt und die Futtermittelproduktion in Frage stellt, auf den ersten Blick wie ein „Brandbeschleuniger“. Dies aber ist nicht zwingend.
Laut Hampicke (2013) sollen die Opportunitätskosten der Landnutzungswende, zu der nun auch NCC rechnen, nicht den kleinen Gruppen der Landnutzer aufgebürdet, sondern („fair“) über die Gesellschaft verteilt werden. Man kann versuchen, das „commitment“ so zu fördern, dass denen, die NCC realisieren sollen, dadurch langfristige monetäre Vorteile entstehen, etwa Wertzuwächse. Da NCC im Kontext einer Landnutzung erfolgt, die hoch subventioniert wird, können im Prinzip Mittel umgeschichtet werden, um Landnutzer für die Produktion von NCC zu entlohnen. Die Landwirte wiederum müssen einsehen, dass sie in Zukunft Dienstleistungen für die Gesellschaft erbringen müssen, die über die Produktion von Nahrungsmittel hinausgehen. Hier scheint ein neuralgischer Punkt im Selbstverständnis von Landwirten zu liegen.
NCC braucht Fläche. Diese scheint dann anderswo zu fehlen. Flächennutzungswandel hat es freilich immer gegeben. So wurde früher ein Teil der Ernte als Futter für Last- und Zugtiere eingesetzt. Der Anbau von Kartoffeln ist stark rückläufig, wobei der Großteil prozessiert wird (Chips, Pommes Frites etc.). Nachwachsenden Rohstoffe (Mais) für die energetische Nutzung wurde durch Doppelförderung (GAP, EEG) stark ausgeweitet. Durch Agrarumweltprogramme wurden ebenfalls Flächennutzungen geändert. Es wäre eine Untersuchung wert, ob und inwieweit die Landwirte von dem Wechsel der Förderprogramme langfristig profitiert haben. Eine veränderte Flächennutzung muss also nicht notwendig ein ökonomischer Nachteil für Landwirte sein.
Die Wiedervernässung von Mooren kann zu einer Beschleunigung auf dem Weg zum nationalen „net zero“ führen, wenn sie in allen norddeutschen Bundesländen praktiziert würde (MV, SH, Niedersachsen). Die Ernährungssicherheit ist durch Moorvernässung in Deutschland nicht bedroht und im globalen Maßstab kaum berührt. Allerdings entfallen dann bisherige Nutzungsformen auf degradierten Moorböden, die durch PV auf Moorböden, Paludikultur, Beweidung und C-Zertifikate substituiert werden könnten. Rinderhaltung auf degradierten Mooren ist eine GHG-intensive Landnutzungsform (Methan und CO2), die keine Zukunft mehr haben sollte.
Die größte Flächenreserve ist der Futtermittelanbau: Wird die Zahl der Nutztiere halbiert, werden Flächen auch für NCC „frei“. Würden Milch und Fleisch hauptsächlich auf Grünland erzeugt, steht Ackerland für andere Zwecke zur Verfügung: NCC, Randstreifen-Naturschutz, vielleicht mehr Kartoffelanbau usw. Die Epoche der industriellen Tiermast und des hohen Fleischkonsums neigt sich auch kulturell ihrem Ende zu. Der Fleischkonsum ist mittlerweile rückläufig. Der Anteil der Vegetarier und Veganer steigt in der jüngeren Alterskohorte (unter 35 Jahren) sprunghaft an. Als Richtwert für den pro-Kopf-Verbrauch an tierischen Produkten können die Empfehlungen der DGE dienen, wie Friedhelm Taube vorschlägt. Der Tierbestand sollte sich folglich bis 2040 halbieren, was auch aus Tierwohlgründen und Gesundheitssicht zu begrüßen wäre. „Landwende“ bedeutet u.a., negative Emissionen zu produzieren statt Schweinefleisch. Konsumenten sollen in Zukunft prozentual mehr von ihrem Netto-Einkommen für hochwertige und nachhaltig erzeugte Nahrungsmittel ausgeben. Ein Richtwert von 20% der derzeitigen Kaufkraft erscheint mir angemessen. Wenn dies (in Verbindung mit Kerosinbesteuerung) dazu führt, dass weniger Fernreisen stattfinden und der „Urlaub auf dem Bio-Bauernhof“ zu einer attraktiven Option (und Einkommensquelle für Landwirte) wird, umso besser.
Der Streit um die Details einzelner Instrumente (Agrardiesel, Tierwohlabgabe, Mehrwertsteuersatz für Fleischprodukte) verhindert eine strategische und weitsichtige Debatte über die Zukunft der Landwirtschaft im Klimawandel (Messner 2023). Dabei liegen mit den Gutachten des SRU, dem Bericht der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL 2021) Dokumente vor, auf denen eine solche Debatte aufbauen könnte.
NCC sind eine paradigmatische Option, dem Überschreiten der beiden zentrale „planetary boundaries“ entgegenzuwirken: Klimawandel und Biodiversitätsverlust. NCC können daher doppelt und dreifach gerechtfertigt werden. NCC bilden 1) das gesamte Klima-Portfolio „en miniature“ ab, 2) schneiden in allen Dimensionen einer stark nachhaltigen Landethik gut ab, 3) sind Investitionen in Naturkapitalien und „ecosystem services“, 4) wirken der „Versäulung“ der Handlungsfelder des Klima- und des Naturschutzes entgegen, wirken 5) katalytisch auf eine (wünschenswerte) Transformation der Landnutzung hin und 6) könnten eine veränderte gesellschaftliche Aufmerksamkeit für „gute“ Landnutzung wecken. Sie dienen 7) dem Ziel „net zero asap“ und 8) der längerfristigen Produktion negativer Emissionen. NCC sind „no-regret“-Maßnahmen. Im Klima-Portfolio kommt NCC eine Art von Ehrenplatz zu.
NCC liegen im langfristigen kollektiven Selbstinteresse. Es wäre schon aus Klugheitsgründen falsch, sie zu unterlassen. Mason (1999) hat auf die Bedeutung entsprechender Argumente (Gemeinwohl, kollektives Selbstinteresse) für eine demokratische Kultur hingewiesen. Dies impliziert, dass der Staat NCC fördern darf und soll. Es tut dies ja auch bereits im ANK, das unbedingt fortgesetzt werden sollte.
Somit können wir NCC nunmehr normlogisch und handlungstheoretisch bestimmen. Sie fallen unter die Handlungskategorie: „Es wäre falsch, x zu unterlassen“. Dass Unterlassungen, also negative Akte, moralisch falsch sein können (bspw. unterlassene Hilfeleistung), ist in der Ethik weitgehend unstrittig (Birnbacher 1995). Auch für kollektives staatliches Handeln gilt, dass Unterlassungen falsch sein können (Waffenlieferungen an angegriffene Staaten, Nothilfe, humanitäre Interventionen). Damit ist über das gebotene Ausmaß im Einzelfall nichts gesagt. Deshalb ist die Verpflichtung unvollkommen (im Sinne Kants). Während die Individualpflicht, die eigenen Emissionen zu reduzieren, eine unvollkommene Unterlassungspflicht ist (s. Abschnitt 2), ist die Verpflichtung, NCC nicht zu unterlassen, eine unvollkommene kollektive Handlungspflicht. Man kann unvollkommene Pflichten als „commitments“ begreifen, die sich von strikten Pflichten dadurch unterscheiden, dass sie Spielräume belassen.19 Es soll etwas „in diese Richtung“ unternommen werden. Nähere Bestimmungen sind Mengenziele, Ausmaß, Tempo und Instrumente. Hierzu kann sich die Ethik als solche nur noch bedingt äußern. Sie kann aber angesichts der Situation Dringlichkeit anmahnen.
Die Frage, welche Akteure tun sollen, was nicht unterlassen werden darf, kann unterschiedlich beantwortet werden. Häufig handeln bestimmte Gruppen stellvertretend für das gesamte Kollektiv: Polizisten, Soldaten, Richter, Parlamentarier. Problematisch ist, wenn bestimmte wirtschaftlich tätige Berufsgruppen stellvertretend für das gesamte Kollektiv handeln sollen. Man bürdet dann nämlich Wirtschaftsbürgern die Opportunitätskosten kollektiver Pflichten und Ziele auf.
Wenn nun ein Kollektiv aus Staatsbürgern zu der normativen Einsicht kommt, dass x nicht unterlassen werden darf, muss der Staat diejenigen privaten Akteure, die im Sinne dieser Einsicht tätig werden sollen, für ihr x-Tun angemessen ausstatten und honorieren. Wer nun ist überhaupt bin der Lage, x zu tun? Im NCC-Fall sind es die Landnutzer. Kommunen, Vereine, Verbände, Stiftungen, Kirchen, Kleingärtner etc. können nur kleine direkte Beiträge leisten. Die professionellen Landnutzer sind die Gruppe, die NCC in die Fläche bringen können und sollen. „Landwende“ bedeutet auch, der Landwirtschaft mehr Aufmerksamkeit (Matz 2008), und denen, die sie betreiben, mehr Anerkennung zuzuwenden.
NCC sind mittlerweile in der politischen Förderung. Das BMUV hat 2022 das „Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz“ (ANK) aufgelegt und hierfür 4 Mrd € zur Verfügung gestellt. Diese Summe ist auf 3.5 Mrd € reduziert worden. Es kommt darauf an, diese Mittel zeitnah zu verausgaben. BMUV bewirbt NCC mit Verweis auf „ecosystem services“ und auf Synergien mit FFH-Richtlinie, Vogelschutzrichtlinie, WRRL, DAS sowie den Klimazielen. Der Ansatz des BMUV war ursprünglich eher projektbasiert als strategisch (Naumann et al. 2014). Mittlerweile gibt es einen Kabinettsbeschluss „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ (ANK) vom März 2023 und ein „Kompetenzzentrum natürlicher Klimaschutz“ (KNK). Es kommt in der näheren Zukunft entscheidend darauf an, dass diese Pilotphase von Beratung, Information, Veranstaltung, Vernetzung usw. zugunsten einer Praxisphase hinter sich gelassen wird. Das ANK sollte in jedem Falle fortgesetzt werden. Hier könnte es zu Synergien mit dem Nature Restoration Law (NRL) kommen, das (dank der österreichischen Umweltministerin) 2024 von der EU verabschiedet wurde.
NCC allein werden den Klimawandel nicht aufhalten und die globalen Emissionen nicht wesentlich verringern können, aber sie können zur Erreichung des nationalen Ziels „net zero“ beitragen. Weiterhin wirken NCC positiv als Anpassungsmaßnahmen an den nicht mehr zu verhindernden Klimawandel. Sie dienen der Renaturierung und wirken katalytisch auf wünschenswerte Veränderungen in der Landnutzung.
In einer urbanisierten Zivilisation stehen viele Menschen der Natur gleichgültig und unaufmerksam gegenüber. Die Natur war in der Moderne ein friedlicher Hintergrund, vor dem es sich in Mitteleuropa gut leben ließ. Dies dürfte sich im Klimawandel ändern. Man wird auf Gefahren aufmerksam, die man für gebannt hielt.20 Die Rückkehr der Aufmerksamkeit auf Natur kann auch aus umweltethischer Sicht positive Seiten haben. Landnutzung wird wieder „Urproduktion“ und vielleicht auch wieder „focal practice“ (Borgmann 1984) von Menschen, die eher „ländlich“ leben wollen. Deshalb wäre eine reine „Tonnenideologie“ bei NCC falsch. Der Ausdruck „Tonnenideologie“ richtet sich gegen die Möglichkeit, Sinn und Bedeutsamkeit von NCC ausschließlich nach C-Speicherung und vermiedenen Emissionen zu bemessen. NCC haben repräsentative, symbolische und transformative Aspekte. Wenn es so etwas wie eine „große Transformation“ zur starken Nachhaltigkeit wird geben können, sind NCC eine Art „Mikrokosmos“ einer solchen Transformation: Klimaschutz, Waldbau, „Landwende“, Aufwertung der „Urproduktion“, Naturverbundenheit.
NCC könnten nicht nur bei den Gruppen, die sich vor der Klimakatastrophe fürchten, neuen Sinn für Landnutzungsfragen wecken. Es wäre sinnvoll, FFF, Extinction Rebellion, und „Letzte Generation“ in den Diskurs über NCC einzubeziehen. Bei der Beurteilung der deutschen Klimapolitik sind die NCC-Anstrengungen des ANK mit zu bedenken. Die Verbindung von NCC, ANK und NRL birgt „Zukunftsmusik“, die es klug zu orchestrieren gilt.
Die Potentiale von NCC auf der globalen Skala nicht nur sehr grob abschätzbar und mit Unwägbarkeiten behaftet. Es ist hierbei zu bedenken, dass viele Gebiete der südlichen Hemisphäre durch Kolonialwirtschaft, „klassische“ Umweltverschmutzung, Entwaldung, Bevölkerungsdruck, „overtourism“ usw. ökologisch degradiert sind. Man denke bspw. an das Niger-Delta. Insofern ist allgemein von hohen NCC-Potentialen auszugehen. Gerade hier könnte es von großem Vorteil sein, dass NCC das gesamte Klima-Portfolio abbilden. NCC sollten daher in die globale Anpassungsfinanzierung aufgenommen würden (WBGU 2021, S. 89).
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