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Einführung "Amt und Gemeinschaft"

Published onMay 23, 2021
Einführung "Amt und Gemeinschaft"

Leib Christi, Institution, Unternehmen, Verein, Netzwerk, Gemeinschaft der Heiligen – die Vorstellungen davon, was Kirche ist und was sie sein könnte, waren schon immer vielfältig, widersprüchlich und strittig, heißt es in der Einleitung zu unserer Reihe. In der evangelischen Tradition ist Kirche dort, wo „das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden“. Mit diesem zwei Aspekten haben wir uns in den ersten zwei Workshops dieser Reihe schon beschäftigt. Heute setzen wir die Reihe „Digital-parochial-global?!“ mit einem Blick auf die Themen Amt und Gemeinschaft, in einer von Digitalität geprägten Kultur fort.

Kirche ist allerdings auch Gemeinschaft der Glaubenden. Diese konstituiert sich sowohl als geistliche Communio, als auch als Gemeinde vor Ort. In der evangelischen Tradition wird ein Spannungsverhältnis zwischen diesen Größen beschrieben, das auch die Frage nach dem geordnetem Amt in der Kirche umfasst.

Im hier dokumentierten Workshop standen daher die Themen Amt und Gemeinschaft im Vordergrund. Über die Frage, ob digitale Gemeinschaft möglich ist, wurde in den vergangenen Jahren häufig diskutiert.

Eine besondere Herausforderung bei dieser Frage ist das jeweilige Verständnis von Gemeinschaft. Daher schlagen wir eine Differenzierung in drei Formen von Gemeinschaft vor: Die geistliche Gemeinschaft, die soziale Gemeinschaft und die leibliche Gemeinschaft.

Weitergehend sagen wir:

Soziale und geistliche Gemeinschaft im Digitalen ist möglich und wird gelebt. Der gemeinsame Austausch kann sehr unterschiedlich gestaltet sein, so sind zum Beispiel neben synchronen Gemeinschaften auch rein asynchron gestaltete Gemeinschaftsformen möglich. Die Möglichkeit für Anonymität bei gleichzeitiger Verbindlichkeit ermöglicht neue Formen der Gemeinschaft.

Das wirft neue Reflexionsfragen auf:

Welche Inklusions- und Exklusionsfaktoren wirken in digitalen Gemeinschaften? Sind digitale Gemeinschaften homogener?

Digitale Gemeinschaftsstrukturen sind häufig netzartig. Sie haben häufig nicht einen zentralen Sender, sondern mehrere wichtige Knotenpunkte. Zu dem kann sich jede*r beteiligen.

Welche Auswirkungen hat das auf unser protestantisches Amtsverständnis?

Vielfach ist von einer Stärkung des Priestertums aller Gläubigen die Rede. So schrieb Hannes Leitlein 2017: „Erst durch die Digitalisierung wird ein protestantischer Kerngedanke technisch möglich: das Priestertum aller“.1

Auch wir sehen eine Stärkung des Priestertums aller Gläubigen durch die Digitalisierung. Denn die sozialen Medien fördern das Priestertum aller Gläubigen, da sie jedem Menschen eine potentielle Plattform für die Verkündigung des Evangeliums bieten.

Zugleich zeigt sich, dass unter # wie #digitaleKirche vor allem Pfarrpersonen und Theologiestudierende zu finden sind. Mit Aktionen wie #instadiakon_innen oder #wasehrenamtliche so machen wird die Vielfalt an Perspektiven zwar gesteigert, aber die zahlenmäßige Dominanz der Pfarrpersonen bleibt dennoch weiterhin bestehen. Das wird zum Beispiel im Yeet Netzwerk deutlich. Von den 25 aktuellen Netzwerkmitgliedern sind 17 Pfarrpersonen oder angehenden Pfarrpersonen und 8 Personen haben andere Ämter beziehungsweise Berufe.

Auffallend ist auch eine starke Inszenierung des Amtes, die sich vor allem auf Instagram zeigt. Diese Inszenierung erfolgt vor allem visuell, insbesondere durch den Talar und Collarhemden. Im Zusammenhang mit persönlichen Darstellungen wird hier in erster Linie die Verbindung von Amt und Person inszeniert.

Neue digitale Gemeinschaftsformen fordern die bestehende parochiale Kirchenstruktur heraus. Vielfach haben sich parochie- und konfessionsübergreifende Gemeinschaften um digitale Angebote, wie z.B. regelmäßige Andachten gebildet.
Hier ist weiterhin offen, wie sich digitale Kirche zu parochialer Kirchenstruktur verhält und diese verändert. Wie parochial muss digitale oder hybride Kirche sein? Wie digital muss eine parochiale Kirche sein?

Diese und weitere Fragen wurden in den Impulsen beleuchtet, die im Folgenden dokumentiert sind.

Ziel des Workshops war es die Rolle von Amt und Gemeinschaft in einer digitaler werdenden Kirche zu beleuchten und den wechselseitigen Bezug beider Themen zu betonen. Die Veranstalter:innen würden sich freuen, mit dem hier dokumentierten Workshop einen Beitrag für die weitere Diskussion geleistet zu haben.

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