Zum Reformationstag 31.10.2023 hat die Evangelische Kirche im Rheinland einen KI-gesteuerten Avatar von Martin Luther vorgestellt – der WDR berichtete. Der Avatar simuliert als Gesprächspartner den Reformator und gibt Antworten, die Antworten Luthers sein können sollten. Neben vielen anderen Fragen des möglichen Einsatzes in Bildungsarbeit und Religionsunterricht sowie nach problematischen Entwicklungen lässt diese Möglichkeit, historische Figuren als Avatar digital wieder auferstehen zu lassen, insbesondere danach fragen, wie hier konkret die Gegenwartsrelevanz einer historischen Figur hergestellt, beeinflusst und inszeniert wird: Ist es geschichts- und religionsdidaktisch besser, wenn der Avatar Luthers sächsisch spricht - oder ist es besser, wenn er dies gerade nicht tut? Wie sollte der Avatar auf Fragen antworten, die der historische Luther auf hoch problematische Weise beantwortet hat, etwa zum Judentum? Wieviel historische Redlichkeit kann sein, gegenwärtige Voreingenommenheit muss sein? Diese Fragen sind drängend in der Herstellung von und der Arbeit mit diesem Avatar oder künftigen anderen ähnlichen Avataren.
Multiperspektivisch wurden diese Fragen bei einem Workshop in Erlangen am 23.10.2024 diskutiert, der vom Lehrstuhl für Medienkommunikation, Medienethik und Digitale Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Prof. Dr. Florian Höhne) organisiert und durchgeführt wurde. Die Beiträge zum Workshop sind hier dokumentiert und sollen zur weiteren Diskussion in Kommentaren einladen.